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letzte Änderung: 24.11.2022
„Grenzzwischenfälle“ im Braunschweiger Grenzabschnitt Für die Gestaltung dieser Seite bin ich auf die Zulieferung von nachweisbaren Berichten Dritter angewiesen. Wer einen Beitrag über einen Grenzzwischenfall hier aufgenommen haben möchte, nehme bitte mit mir Kontakt auf. E-Mail bitte an: bgs@wolfgangroehl.de
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1. Vorkommnisse Grenze |
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1.1.2 / 22.06.1952, Wirpketal / Festnahme von 40 BKB-Arbeitern 1.1.3 / 22.06.1952, OFFLEBEN / Bevorstehende Teilung von OFFLEBEN 1.1.4 / 20.03.1953, Harbker Straße / Drohung eines Olt. der VoPo 1.1.5 / 29.-31.07.1953, Wulfersdorf / Ziehung Stacheldrahtzaun 1.1.6 / 30.07.1955, Grube Viktoria / Hochwasser - Gefahr eines Dammbruchs 1.1.7 / 09.09.1966, Barneberger Straße / Versuchte Flucht O/W - Mine PMK 40 1.1.8 / 27.05.1973, Klein Schöppenstedt / Absturz eines russischen Düsenjägers (Suchoi SU-7 M) (mit Link zu einer Fotodokumentation) 1.1.9 / 21.04.1973, GKSt MARIENBORN / Durchbruchversuch O/W mit LKW 1.1.12 / 04.06.1980, Wirpketal / Verletzung eines GrSo durch Minendetonation 1.1.13 / 14.10.1985, Rimbecker Straße / Grenzverletzung O/W durch einen Olt der GrTr 1.1.14 / 07.12.1986, MATTIERZOLL, B 79 / Flucht von 2 sowjetischen Soldaten 1.1.16 / 13.09.1989, Hohnsleben / Überschießen der Grenze durch GrSo (Augenzeuge) 1.1.17 / 17.09.1989, Tönneckenbornweg / Gescheiterter Fluchtversuch O/W 1.1.18 / 17.10.1989, Beendorfer Straße / Gescheiterter Fluchtversuch einer DDR Familie |
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1.2.1 / 14.06.1960, Mattierzoll / Schusswaffengebrauch durch Zöllner 1.2.2 / 11.04.1964, Strohpresse / Grenzübertritt W/O - Minendetonation - (Amputation Bein) 1.2.4.0 / 25.06.1972, BÜDDENSTEDT - Schützenfest / Festnahme durch GrTr 1.2.4.1 / 15.04.1981, Beendorf/DDR - Luftraumverletzung durch Segelfliegerin - erzwungene Landung (mit Zusatzbericht eines ehemaligen Angehörigen der DDR Grenztruppen) 1.2.5 / 07.03.1983, Göddeckenroder Straße / Grenzübertritt W/O - Festnahme – Verurteilung 1.2.7 / 17.06.1985, Runstedter Straße / Aktion “Robin Wood“ / Besetzung DDR-Gebiet (mit Link zu einer Fotodokumentation) 1.2.8 / 29.09.1987, Bahnlinie Völpke / Vermutliche Selbsttötung eines Bundesbürgers auf dem Gebiet der DDR (Heinz Falk Schröder) (mit Link zu einer Fotodokumentation) 1.2.9 / 08.12.1987, Bundesstraße 1/BAB / Diebstahl eines alten Landesgrenzsteines 1.2.10 / 23.11.1988, Kippenweg / Diebstahl eines alten Landesgrenzsteines
2. Flüchtlinge und Überläufer aus dem kommunistischen Machtbereich 2.1 / 31.07.1979, Klein VAHLBERG (Asse) / Flucht mit Sprühflugzeug (mit Link zu einer Fotodokumentation) 2.2 / 19.05.1980, Rhodener Straße (Zieselbach) / Flucht eines 14 jährigen Jungen O/W 2.3 / 29.04.1982, Allertalwerke GRASLEBEN / Flucht O/W durch 3 DDR-Bürger mit Raupe / eMGZ mit SM-70 (mit Link zu einer Fotodokumentation) 2.4 / 05.05.1982, Wirpketal / Flucht eines GrSo O/W – Totschlag (Decker / Knospe) 2.5 / 01.01.1983, Reinsdorfer See / Flucht O/W, SM-70 Splitter (Weißgerber) 2.7 / 03.06.1986, Brunnental, HELMSTEDT / Angeblicher Flüchtling O/W (Uhlmann alias Eulitz) 2.8 / 02.06.1988, Wirpketal, HOHNSLEBEN / Flucht der Familie “Schreyer“ 2.9 / 01.12.1988, Pottkuhlenweg, HELMSTEDT / Angeblicher Flüchtling O/W, (Ottersberg alias Streich)
3. Nichtbeachtungen des Grenzverlaufes 3.2 / März 1988, B 244 - Bahnhof Jerxheim / Hartmut B. 3.3 / ab November 1989, Grenzabschnitt Nord 4 / Nichtbeachtungen des Grenzverlaufes
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In den Abschnitten 1. bis 3. sind Ereignisse an der innerdeutschen Grenze im Abschnitt der BGS Abteilung Braunschweig in der Zeit von 1952 bis 1989 vor Öffnung der Grenze zur DDR am 09.11.1989 aufgeführt.
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Vorkommnisse Grenze |
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26.05.1952 Tagebau Wulfersdorf / Besetzung von Teilbetrieben der BKB durch VoPo - Diebstahl eines Baggers - Starke VoPo—Einheiten besetzten am 26.5.52 die in der SEIZ gelegenen Teilbetrieb der BKB Helmstedt. Im Tagebau Wulfersdorf hatte die VoPo alle Verbindungen vom Kraftwerk HARBKE aus unterbrochen, so dass aus diesem Kraftwerk kein Strom in die Werkteile der BKB auf Bundesgebiet fließen konnte. Bis dato war geregelt, dass sämtliche Werksarbeiter die Zonengrenze zur Arbeit in beiden Richtungen passieren konnten. Durch VoPo und Werksarbeiter der SBZ wurde in der Nacht vor der Sperrung der Zonengrenze noch ein großer Bagger im Wert von über einer Millionen DM in die SBZ entwendet. Der Versuch, zwei elektrische Loks in die SBZ abzuschleppen, wurde nur dadurch verhindert, dass der elektrische Strom abgeschaltet wurde. Dadurch bedingt waren die Loks nicht mehr zu bewegen. Einsatz des BGS: Arbeiter der BKB bauten unter Sicherung von Teileinheiten des BGS BKB-eigene Transformatoren auf dem Gebiet der SBZ aus Gebäuden aus und transportierten diese auf westdeutsches Gebiet. Eine Hundertschaft der Abteilung wurde alarmiert, ein Zug ging im Tagebau Wulfersdorf in Stellung, um dem Vorgehen der VoPo Einhalt zu gebieten und die Richtigkeit (Verlauf) der Zonengrenze im Tagebaugebiet Wulfersdorf zu wahren. |
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22.06.1952 Wirpketal / Festnahme von 40 BKB-Arbeitern 40 BKB-Arbeiter wurden durch VoPo und sowjetische Soldaten beim Abbau der BKB-Werksbahn im Raum HOHNSLEBEN festgenommen und in die SBZ abgeführt. Den Versuch, eine Werksbahn in die Bundesrepublik zu bringen, konnte nicht durchgeführt werden, weil VoPo MPi-Warnschüsse abgaben und die Lok umstellten. Einsatz des BGS: Teile der 5. Hundertschaft und englische Truppen mit Panzerspähwagen waren zum Teil in Stellung gegangen. Reste der Hu. lagen in REINSDORF in Reserve. Die 40 BKB-Arbeiter wurden später wieder freigelassen. Sowjetische Soldaten und VoPo besetzten weiterhin den “Kirschberg“. Anmerkung: Kirschberg = heutige “Herrenwiesenberg“ |
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22.06.1952 OFFLEBEN / Bevorstehende Teilung von OFFLEBEN Preußisch OFFLEBEN: Dieser Teil Offlebens gehörte seit 1945 zur Britischen Zone, obwohl die preußischen Gebiete damals zur Sowjetunion kamen. BGS: Teile des 1. Zug wurden in Pr. OFFLEBEN stationiert, weil damit gerechnet werden musste, dass die VoPo die Absicht hatte, das ehemalige preußische Gebiet von OFFLEBEN gewaltsam zu besetzen. Die Bevölkerung hatte schon teilweise die Sachen gepackt und wollte mit dem Rückzug des Einsatzzuges ihren Heimatort verlassen. So blieb der Zug für eine längere Zeit dort stationiert. Zu Zwischenfällen ist es nicht gekommen. |
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20.03.1953 Harbker Straße / Drohung eines Olt. der VoPo Ein Oberleutnant der VoPo verbot Arbeitern des Bauern Wietfeld das Bearbeiten der Ackerflächen zwischen der ehemaligen Landesgrenze und dem ehemaligen Kontrollstreifen K 10. Einsatz des BGS: Um die Arbeiten weiter durchführen zu können, übernahm das Sicherungskommando der Abteilung aus Wulfersdorf den Schutz. Zwischen dem British Frontier Service (BFS), Mr. Ball, Obervermessungsrat Arnold und Vertretern der SBZ wurden Verhandlungen geführt. Der VoPo-Olt erklärte noch am 25.3.53, dass er von seiner Regierung Anweisung erhalten habe, als Zonengrenze die Landesgrenze zu betrachten und an allen Stellen, an welchen der 10-Meter-Streifen von der Landesgrenze abweiche, das Zwischengelände als Niemandsland anzusehen. Das Betreten dieses Niemandslandes solle für beide Seiten verboten sein. Der Bauer Wietfeld konnte sein Land nur unter Sicherungsschutz bestellen bis der Grenzzaun endgültig durch die VoPo errichtet worden war. |
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29.-31.07.1953 Wulfersdorf / Ziehung Stacheldrahtzaun VoPo zogen einen Stacheldrahtzaun im Raum Wulfersdorf - Hohnsleben. Dieser Zaun wurde nicht am 10-Meter-Streifen, sondern auf der alten preußischen Landesgrenze gezogen. Einsatz des BGS: Ein Zug aus Wulfersdorf, der Bereitschaftszug und der SW-Zug der Abteilung wurden zur Sicherung in diesem Raum eingesetzt. Hauptmann im BGS Lux, seinerzeit stellv. Abt. Kommandeur, leitete drei Tage persönlich den Einsatz, bis die VoPo die Zaunarbeiten eingestellt und sich auf den 10-Meter-Streifen zurückgezogen hatten. |
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30.07.1955 Grube Viktoria / Hochwasser - Gefahr eines Dammbruchs In der Nacht vom 29.7. auf den 30.07.1955 (Sa.) fielen mehr als 100 mm Niederschlag. In der Grube Viktoria war Hochwasser entstanden, weil der Uferdamm der “Aue“ an einer Stelle gebrochen war. An einer weiteren Stelle drohte der Damm zu brechen. Dieses hätte das “Absaufen“ der Grube zur Folge gehabt. Eine Kohlenförderung wäre dann nicht mehr möglich gewesen und erhebliche Sachwerte, es ging um Millionen-Werte, drohten in den Wassermassen unterzugehen. Einsatz des BGS: Der Abt.-Kdr. alarmierte den Bereitschaftszug der 5./-. Nach Genehmigung des GSK wurde dieser zum Einsatz nach OFFLEBEN in Marsch gesetzt. Der B-Zug traf um 15.15 Uhr bei der Grube Viktoria ein. Arbeiter der BKB hatten bereits einen VoPo anzusprechen und um Hilfe zu bitten versucht, denn die Dammbruchstelle befand sich auf sowjetzonalem Gebiet. Der VoPo lehnte jedoch das Bitten der Arbeiter ab mit den Worten: “Lasst doch den Mist absaufen“. Nun nahm der Abt.-Kdr. mit 2 VoPos Verbindung auf und bat um Aussprache mit einem Offz. Nach 25 Min. kam auch ein Offz. und 2 Zivilpersonen und nach Verhandlungen durfte der Drahtzaun an der Grenze geöffnet werden und BKB-Arbeiter fuhren mit einer Raupe über die Grenze und behoben den Schaden. |
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09.09.1966, 04.15 Uhr Barneberger Straße / Versuchte Flucht O/W - Mine PMK 40 Ein 20 jähriger Mann trat bei seiner Flucht O/W auf eine PMK 40-Mine im Doppelzaun. Dabei verlor er sein Bein bis zum Oberschenkel. Grenzsoldaten haben den Mann geborgen und abtransportiert. Hilfe vom Bundesgebiet wurde unter Androhung von Schusswaffengebrauch verhindert. |
Abtransport des durch eine Mine Verletzten |
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27.05.1973, 11.47 Uhr Klein Schöppenstedt / Absturz eines russischen Düsenjägers (Suchoi SU-7 M) Am 27.05.1973, 11.47 Uhr, stürzte 1200 m südlich der Ortschaft Klein Schöppenstedt am Rande des Bundeswehrübungsgeländes HÖTZUM “Herzogberge“ eine “Suchoi SU-7 M“ ab. Der Pilot sprang ca. 300 m nördlich des Schießstandes Hötzum mit dem Fallschirm ab und blieb unverletzt. Alliierte, Polizei, Kripo und Militärpolizei sowie ein Offizier der Royal Air Force(RAF) sicherten ab 12.00 Uhr bzw. ab 14.00 Uhr die Unfallstelle. Mit einem Panzerkran bargen am 28.05.1973 Soldaten der Bundeswehr die Wrackteile der Suchoi SU-7 M und brachten sie in die Braunschweiger “Hindenburg-Kaserne“. Experten in Braunschweig “katalogisierten“ die Reste des zerschellten Düsenjägers. Sowjetische Generale forderten die Herausgabe der Wrackteile. Am 30.05.1973 wurden die Wrackteile auf dem Parkplatz am Kontrollpunkt Helmstedt - BAB - auf sowjetische Fahrzeuge umgeladen und abtransportiert. Eine umfangreiche Fotodokumentation (ca. 80 Fotos) kann auf folgender Sonderseite eingesehen werden: https://www.WolfgangRoehl.de/Grenzzwischenfaelle/Sowj-Suchoi-SU-7M/SU-7M_Rueckholaktion.htm
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21.04.1973, 01.14 Uhr GKSt MARIENBORN / Durchbruchversuch O/W mit LKW Nach Durchbruch wurde die hydraulisch ausfahrbare Betonsperre geschlossen. Der LKW stürzte um, als er auf die Betonsperre auffuhr. Der Fahrer des LKW wurde aus dem Fahrzeug herausgeschleudert und lebensgefährlich verletzt. Zwei weitere Personen (Mitfahrer) wurden bei dem Versuch, zu Fuß die Flucht fortzusetzen durch Schusswaffengebrauch getötet. Die Autobahn wurde für ca. 3 Std. voll gesperrt. |
Bild oben aus den 1960er Jahren Bild unten aus den 1980er Jahren |
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04.10.1975, 15.25 Uhr Mückenwinkel, südlich SCHÖNINGEN / Verletzte Person nach SM-70-Detonation Eine leblose Person (vermutlich Flüchtling O/W) wurde auf einen Mannschaftstransportwagen (LO) um 15.45 Uhr verladen. Verbandsstoff war unter der Decke erkennbar. Absuche des Geländes durch GrSo mit Hunden. |
SM-70-Anlage |
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17.02.1979, 01.25 Uhr Fährturm/Hötensleben, südlich SCHÖNINGEN / Vereitelte Flucht O/W - Schusswaffengebrauch Mit Waffengewalt (21 Schuss) verhinderten 2 GrSo 1 Gefr., 1 Soldat) die Flucht einer männlichen Person aus HÖTENSLEBEN. Die Person wurde in die Grenzkompanie HÖTENSLEBEN verbracht. Prämien der beiden GrSo: Gefr.: 325.- Mark der DDR mit Leistungsabzeichen Sold.: 75.- Mark der DDR mit vorzeitiger Beförderung zum Gefreiten |
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04.06.1980, 13.35 Uhr Wirpketal / Verletzung eines GrSo durch Minendetonation Bei Minensucharbeiten legten GrSo Minen mittels Minensonden frei (siehe Bild rechts). Ein GrSo brachte dabei eine Mine zur Detonation. Augenscheinlich verletzt wurde er durch zwei GrSo zum Sanitätsfahrzeug (SanKw) gebracht. Die Arbeiten wurden zunächst unterbrochen, später eingestellt. Ob der GrSo erheblich verletzt war, konnte nicht mit Sicherheit festgestellt werden. |
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14.10.1985, 10.41 Uhr Rimbecker Straße / Grenzverletzung O/W durch einen Olt der GrTr Erstmalig wurde fotografisch dokumentiert, wie ein Olt der GrTr den Grenzverlauf missachtete und sich ca. 1 Meter tief auf Bundesgebiet befand. Der Olt gehörte zu einer aus 3 GrSo bestehenden Grenzaufklärer(GAK)-Streife, die GZD- und BGS-Beamten bei der Grenzbegehung beobachteten. Auf den vor Ort eingelegten Protest des SB Sicherheit reagierte der Olt nicht. |
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07.12.1986 MATTIERZOLL, B 79 / Flucht von 2 sowjetischen Soldaten Zwei sowjetische Soldaten, beide beim Sanitätsbataillon 58760 in GRIMMA/DDR tätig, flüchteten in den Morgenstunden des 07. Dezember 1986 im Bereich westlich der B 79 in die Bundesrepublik Deutschland. Die Soldaten desertierten am 05. Dezember von ihrer Einheit, stahlen einen zivilen Lada und fuhren unter Zuhilfenahme einer Karte von LEIPZIG über OSTERWIECK nach HESSEN/DDR. Von dort setzten sie ihre Flucht zu Fuß fort. Beim Überklettern des SSZ lösten sie Alarm aus, sie wurden jedoch nicht entdeckt. Beide Soldaten kannten sich aus Estland/UDSSR und hatten schon seit längerem die Absicht zu flüchten. Die Befragung wurde in englischer Sprache vorgenommen. Russisch verstanden sie nur mäßig, estnisch war ihre Muttersprache. Sie wollten auf Wunsch weiter in die U.S.A. |
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12.04.1989, 19.07 Uhr Beendorfer Straße / Vermutlich vereitelte Flucht O/W (Schussabgabe / “Halt! Stehenbleiben“) Eigene Kräfte hörten am 12. April 1989 um 19.07 Uhr im Bereich der “Beendorfer Straße“ einen Schuss. Kurze Zeit später sahen sie 10 GrSo und zwei L0 2002a. Um 19.11 Uhr sind im lauten Stimmengewirr die Worte “Halt! Stehenbleiben“ deutlich gehört worden. Abbrechen der Suchaktion: 21.30 Uhr. |
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13.09.1989, 12.50 Uhr Hohnsleben / Überschießen der Grenze durch GrSo (Augenzeuge) Ein auf Bundesgebiet stehender Mann will gehört/gesehen haben, dass zwei auf dem bKW postierende GrSo Feuerstöße bis zu 4 Schuss in Richtung Bundesgebiet abgegeben haben. Die Geschosse seien über dem Mann in die Baumwipfel hörbar eingeschlagen. Die Person wurde am darauf folgenden Tag durch Polizeiobermeister A. befragt und der Ereignisort in Augenschein genommen. |
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17.09.1989, 20.30 - 21.15 Uhr Tönneckenbornweg / Gescheiterter Fluchtversuch O/W Ein Augenzeuge, der sich auf einem Hochsitz in Grenznähe befand, berichtete, dass er in den Abendstunden Zeuge eines Vorfalls auf dem Gebiet der DDR gewesen ist. Demzufolge sollen zwei männliche Personen durch Angehörige der GrTr festgenommen worden sein. Der Zeuge nahm das Durchladen von Waffen wahr, hörte den Funkverkehr mit: “Du, wir haben hier zwei festgenommen“. Ferner wurde gesagt, dass die Männer 21 und 28 Jahre alt seien. Unter Waffenandrohung wurden die Personen abgeführt und auf einen LO gebracht. |
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17.10.1989, 11.25 Uhr Beendorfer Straße / Gescheiterter Fluchtversuch einer DDR Familie Eigene Streife beobachtete in den Vormittagsstunden die Festnahme einer Familie, die aus der DDR in die Bundesrepublik flüchten wollte. Es handelte sich hier um zwei Erwachsene und drei Kinder im Alter zwischen 5 und 13 Jahren. Die Personen wurden durch GrSo unter Waffenandrohung gestellt und abgeführt.
Bild rechts: Luftaufnahme von der geöffneten Beendorfer Straße einen Monat nach Festnahme der Familie
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Vorkommnisse Grenze |
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14.06.1960, 15.00 Uhr Mattierzoll / Schusswaffengebrauch durch Zöllner Ein Zollbeamter hörte, dass auf der Seite der SBZ zwei Schüsse abgegeben wurden. Kurz darauf sah er eine männliche Person, die auf ihn zulief. Der Zöllner wollte diese Person festnehmen. Da sich die Person jedoch durch Flucht der Festnahme entzog, schoss er zunächst zwei Warnschüsse mit seiner Pistole in die Luft, danach einen gezielten Schuss, der die flüchtende Person an der Ferse traf. |
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11.04.1964, 06.25 Uhr Strohpresse / Grenzübertritt W/O - Minendetonation - (Amputation Bein) Eine männlich Person aus JERXHEIM überschritt die DL, trat auf dem Gebiet der SBZ auf eine Mine, die ihm das linke Bein abriss. Die Person schleppte sich selbst auf Bundesgebiet zurück. Im Krankenhaus SCHÖNINGEN wurde ihm das linke Bein 10 cm unterhalb des Knies amputiert. Der Mann wollte seinen Bruder in WACKERSLEBEN/DDR besuchen. |
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27.06.1965, 16.40 Uhr Beendorfer Straße / Grenzübertritt W/O - Minendetonation - (Amputation Unterschenkel - PMD 6) Ein 23 jähriger, männlich Bundesbürger, der die Grenze W/O überschritt, trat auf eine PMD 6-Mine, die ihm den rechten Unterschenkel abriss. Er konnte sich jedoch selbstständig auf Bundesgebiet zurück schleppen und wurde im Krankenhaus HELMSTEDT versorgt. |
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1.2.4.0 25.06.1972, 19.30 Uhr BÜDDENSTEDT - Schützenfest / Festnahme durch GrTr Ein 23-jähriger Mann erlitt auf dem Schützenfest in BÜDDENSTEDT einen Schädelbasisbruch beim Auto-Scooter-Fahren. Der Mann war “total betrunken“. Nachdem Sanitäter ihn auf eine Liege legten und abtransportieren wollten, sprang dieser auf und lief in Richtung Wulfersdorfer Kippe. Die dort postierenden GrSo nahmen ihn fest. |
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15.04.1981 im Raum Beendorf/DDR Luftraumverletzung
Am 15.04.1981 überflog eine Flugschülerin mit ihrem Segelflugzeug D-3645 durch Unachtsamkeit die DDR Grenze und wurde anschließend durch sowjetische Hubschrauber zur Landung westlich von Beendorf gezwungen. Die Medizinstudentin A.K. aus Kiel war vom Flugplatz Höpen bei Schneverdingen in der Lüneburger Heide mit einem Einsitzer-Segelflugzeug des Typs K-8 gestartet. Wenige Stunden später überflog die Flugschülerin rund 200 Kilometer vom Startplatz entfernt bei Helmstedt versehentlich die "DDR"- Grenze. Irritationen entstanden dadurch, dass von westlichen Beobachtern von DDR Hubschraubern berichtet wurde. Definitiv waren es aber zwei sowjetische Maschinen, die das Segelflugzeug zur Landung zwangen. Bei einer der Maschine handelte es sich sehr wahrscheinlich um eine MI24 der 314. FunkTechnische Kompanie (FuTK) aus Behnsdorf, ca. 10 KM nordöstlich von der erzwungenen Landung entfernt. Die zweite Maschine kam mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Standort Mahlwinkel, ca. 50 KM ONO entfernt. Dort war die 296. Hubschrauberstaffel stationiert. Die Pilotin kehrte am 05. Mai über den Grenzübergang Herleshausen in das Bundesgebiet zurück. Die Maschine, welche bei der Landung des einen Hubschraubers beschädigt wurde, wurde am 13. Mai an Mitglieder des Segelflugvereines Schneverdingen übergeben. Es mussten Gebühren in Höhe von DM 3.000,-- gezahlt werden.
Zu dem selben Zwischenfall schildert ein ehemaliger Angehöriger der Grenztruppen das Geschehen aus eigenem Erleben: Wir von der 9. Grenzkompanie Lockstedt hatten damals im Sicherungsabschnitt 12 Spätaufzug, als plötzlich die Russenmühlen über unsere Köpfe donnerten - ziemlich monströse MI-Kampfhubschrauber- dass uns die Ohren klingelten. Dann sahen wir auch das Segelflugzeug. Es kam uns wie ein unnatürliches Katz- und Maus Spiel vor. Die Kampfhubschrauber haben dem Segelflugzeug die Thermik weggewirbelt und es so zur Landung auf einer Wiese innerhalb des Schutzstreifens (wenn ich es richtig in Erinnerung habe) nahe GSZ bei Beendorf gezwungen. Wir hatten damals KS mit Trabbi und wurden von der FÜST dorthin gejagt. Als wir ankamen, war schon die Besatzung des dort in der Nähe befindlichen BT-11 vor Ort. Die Pilotin war unverletzt aus dem Segelflugzeug gelangt. Sie wirkte verständlicherweise etwas verwirrt und ihre größte Sorge war das Segelflugzeug. Als sie gelandet und ausgestiegen war, ist auch einer der Kampfhubschrauber gelandet. Durch die Verwirbelung seiner Rotoren hat sich das leichte Segelflugzeug auf den Rücken gelegt, wodurch es beschädigt wurde. Später kamen dann noch uns unbekannte Offiziere in den Abschnitt und haben sich der Pilotin angenommen. Das haben wir aber nicht mehr live erlebt - da man - als KS eingesetzt - die ehrenvolle Aufgabe im Spätaufzug hatte, den ganzen K2 zu Fuß auf Spuren zu kontrollieren und so seine Kilometer bergauf- bergab durch unwegsames Gelände zu schrubben. Erklärungen: KS - Kontrollstreife FÜST - Führungsstelle BT-11 - Beobachtungsturm, rund, 11 m K2 - Kontrollstreifen 2 m (der K2 befand sich freundwärts des Grenzsignalzaunes) Spätaufzug war damals der verwendete Begriff für einen Spätdienst; (seinerzeit noch Bataillonssicherung bis Mitte 81 - so dass eine Kompanie immer alle vier Abschnitte bedienen musste). Im Spätaufzug musste die Kontrollstreife den K2 zu Fuss kontrollieren. Zu diesem Zwecke musste der Schutzstreifen durch ein Tor im Grenzsignalzaun verlassen werden und der K2 auf Spuren kontrolliert werden. |
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07.03.1983, 17.33 Uhr Göddeckenroder Straße / Grenzübertritt W/O - Festnahme – Verurteilung Eine männliche Person wurde, nachdem sie sich mit GrSo am eMGZ über Sport u.a. Themen unterhalten hatte, durch weitere GrSo (6) festgenommen. Es wurde zunächst in die Strafvollzugsanstalt MAGDEBURG/DDR eingewiesen (Einzelhaft). Am 09.03.1963 erfolgte die Überstellung nach BERLIN-Ost. Am 22.04.1983 wurde der Bundesbürger durch ein Ost-Berliner Gericht in einer Einzelverhandlung zu 15 Monaten Haft verurteilt wegen “Verletzung der Staatsgrenze zur DDR und der zum Warschauer Pakt“. Der ihm gestellte Verteidiger, den der Angeklagte kurz vor der Verhandlung erstmalig sah, riet ihm zur Annahme des Urteils. Zuschauer waren bei dem Prozess nicht zugelassen. Am 19.05.1983, 18.40 Uhr wurde der Bundesbürger über den GÜG Herleshausen abgeschoben. |
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10.06.1985 InterZonen-Strecke / Vorgetäuschte Flucht eines Bundesbürgers / Prillwitz alias Prill Prill täuschte seine Flucht O/W beim GZD vor. Nach erkennungsdienstlicher (ED) Behandlung (P. führte keine Ausweispapiere mit sich und hatte mehrere westdeutsche Kleidungsstücke an) wurde bekannt, dass es sich um Prillwitz handelte, gegen den 1979 in BERLIN, 1980 in LÜNEBURG und 1981 in SCHLESWIG Ermittlungsverfahren wegen Betruges durchgeführt worden waren. |
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17.06.1985, 10.07 Uhr Runstedter Straße / Aktion “Robin Wood“ / Besetzung DDR-Gebiet 25 Personen der Organisation “Robin Wood“ besetzten DDR-Gebiet und errichteten auf halber Höhe der “Wulfersdorfer Kippe“ ein Lager. Ca. 100 Luftballon, mit Zetteln versehen, steigen auf. 5 Zelte wurden aufgebaut, Transparente entrollt. 17.05 Uhr Aufforderung zum Verlassen des DDR-Gebietes durch GrTr. 20.00 Uhr kehrten die Personen auf Bundesgebiet zurück. Personalienkontrolle durch BGS, Einsatzstärke BGS: 3/7/14 |
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29.09.1987, 08.45 Uhr Bahnlinie Völpke / Vermutliche Selbsttötung eines Bundesbürgers auf dem Gebiet der DDR (Heinz Falk Schröder)
Eine starke GrTr-Zusammenziehung zwischen eMGZ und SSZ [Anm.: zwischen einfachem Metallgitterzaun und Schutzstreifenzaun] ließ bei eigenen Kräften den Verdacht aufkommen, dass irgend etwas passiert sein musste. Eine Fotodokumentation kann über folgenden Link eingesehen werden: https://www.WolfgangRoehl.de/Grenzzwischenfaelle/Selbsttoetung/Falk-Schroeder.htm
In dem Forum HALT HIER GRENZE (http://www.forum-ddr-grenze.de/t1054f76-falsche-Richtung.html) schreibt ein ehemaliger DDR Grenzsoldat am 14.07.2009 unter seinem Forum-Pseudonym "Feldwebel88" folgenden Beitrag: (Originalbeitrag der Lesbarkeit wegen ohne Inhaltsverfälschung redigiert; Original kann über obigen Link nachgelesen und verglichen werden) Es war im September 1987, hatte mal wieder uvd von 6-18 Uhr. Gegen 7.00 Uhr schickte ich meinen we zum Frühstück und sagte ihm aus Spaß: "um 7.10 Uhr bist du wieder da". 7.09 Uhr klingelte der kgsi mich auf dem Kasten mit den vielen Lichtern an (weiß nicht mehr die Bezeichnung). Muss dazu schreiben, der kgsi war ein ufw, der auf meinem Zimmer mit lag. Er sagte: ,,H. ich habe vermutlich eine Festnahme am Tuskulum, Kompanie Grenzalarm. Ich sagte: "ok th..." und legte auf. Bin hochgesprungen und hab den Alarmknopf betätigt. Danach rannte ich in denn Offiziersspeiseraum und meldete es dem kc. Der hoch der olle Hauptmann und ans Telefon gerannt, so schnell hab ich den noch nie gesehen. Ich habe in der Zwischenzeit die Waffenkammer aufgeschlossen und hab gewartet, bis die ersten kamen. Was war passiert? In der Nähe des Tuskulum, ca.1 km von Offleben Richtung Harbke, war eine männliche Person von West nach Ost durchgebrochen, hatte denn gz [Anm.: Grenzzaun] durchgeschnitten, Flugblätter verteilt auf dem Kolonnenweg und rannte da rum. Zur selben Zeit waren 2 Kameraden mit dem Krad unterwegs zur Kontrolle des k6 [Anm.: Kontrollstreifen 6]. Sie kamen über einen Hügel gefahren und sahen den gv [Anm.: Grenzverletzer] auf dem Kolonnenweg rumrennen und hielten an. Ca. 25m standen die beiden ,,Parteien,, auseinander. Der gv sah sie und zückte eine Pistole und richtete sie gegen unsere Leute. Dann muss es ein lautes Wortgefecht gegeben haben, bis sich der gv die Pistole auf die Brust hielt und abdrückte. Unsere Kameraden gleich erste Hilfe geleistet aber es kam jede Hilfe zu spät. Der Mann war tot. Im Nachhinein haben wir erfahren, dass es ein ehemaliger DDR Bürger war, in Bautzen im Knast gesessen hat und nun in die DDR zurück wollte, um sich zu rächen. Als die 2 vom gd [Anm.: Grenzdienst] rein kamen, waren sie fix und fertig, könnt ihr euch ja vorstellen. Musste ja als Waffenkammerberechtigter ihre Waffen entgegen nehmen, kann euch bestätigen: aus den 2 Waffen ist kein Schuss abgeschossen worden. Gegen 9 Uhr ging dann der Sachstand los, Männer mit dunklen Sonnenbrillen kamen - denk mal Kripo oder Stasi von Berlin, Magdeburg durfte es damals nicht übernehmen, soviel ich weiß. Die 2 mussten dann zum Report, wo sie da wieder raus kamen und an der UvD-Bude vorbei sind, standen ihnen die Tränen in denn Augen. Glaube jeder von den beiden hat ein Grenzerei bekommen, aber trotzdem so was möchte ich nicht erleben. So das war meine Grenzergeschichte, was eine wahre Begebenheit war. Ich weiß noch, es stand damals in der "Jungen Welt" ein kleiner Artikel, dachte ich finde was darüber im Netz, aber nix da. Es muss ein Freitag gewesen sein, denn einige wollten in denn Urlaub und konnten nicht. Bei mir als uvd haben nun die Angehörigen angerufen, warum ihr Sohn oder Mann nicht kommen, habe ihnen bloß am Telefon gesagt: "schauen sie heute abend Fernsehen", auf ARD haben sie es gebracht, aber nicht in der ak [Anm.: Aktuelle Kamera]. Werde diese Geschichte nie vergessen.
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08.12.1987, 10.40 Uhr Bundesstraße 1/BAB / Diebstahl eines alten Landesgrenzsteines Ein GZD-Beamter stellte am 08.12.1987 fest, dass Unbekannte einen alten Landesgrenzstein am GP 26 (18—e) entwendet hatten. Nachsuche in der näheren Umgebung blieb erfolglos. Anzeige wegen § 242, 243 (1), 5, 274 (1), 3 StGB wurde gefertigt. |
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23.11.1988, 14.30 Uhr Kippenweg / Diebstahl eines alten Landesgrenzsteines Am 23.11.1988 wurde durch einen GZD-Beamten festgestellt, dass der Landesgrenzstein Nr. 509 von Unbekannten von seinem Standort (in einem trockenem Graben ostwärts der Ortschaft GRASLEBEN) entwendet worden war. (18—b—13) |
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2. Flüchtlinge und Überläufer aus dem kommunistischen Machtbereich |
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31.07.1979, 06.15 Uhr Klein Vahlberg (an der Asse) / Flucht mit Sprühflugzeug Mit einem landwirtschaftlichen Sprühflugzeug (siehe Fotos unten) kamen am 31.07.1979 insgesamt 4 Personen über die Grenze. Es waren ein Mann mit seinem Kind und eine Frau (Lebensgefährtin), ebenfalls mit Kind. In der Pilotenkanzel hatten der Mann und das Kind zwischen seinen Beinen Platz; im Streugutbehälter hinter dem Pilotensitz - es war dort sehr sehr eng - die Frau mit ihrem Kind. Der Mann ist mit dem Agrarflugzeug in der Nähe von Magdeburg gestartet, flog unterhalb des Radars und nahm unterwegs noch seine Lebensgefährtin mit Kind auf. In Bereich nördl. "Zusammenfluß" an der ehem. Bahnlinie Jerxheim-Pabstorf überflog er die Grenze - unbemerkt von den DDR-Grenztruppen. Vorbei am Heeseberg flog er in Richtung Asse (Nähe Remlingen) und musste sich, weil der Treibstoff zur Neige ging, einen Landeplatz in der Nähe von Groß Vahlberg suchen. Am nordostwärtigen Rand der Asse setzte er die Maschine auf einer Wiese auf. Anmerkung: In Nähe der Landestelle (Luftlinie ca. 800 m) befand sich ein Tiefflugradar der Bundeswehr. Auch von dort wurde das Eindringen eines Flugzeuges in den Luftraum der Bundesrepublik nicht bemerkt! Nach der Landung gingen die vier Flüchtlinge zu Fuß nach Groß Vahlberg, meldeten sich bei Einwohnern, die dann die Polizei und auch den BGS verständigten. Da die Maschine zwar landen, aber nicht mehr starten konnte, weil die "Landebahn" zu kurz war, musste ein anderer Weg gefunden werden, um dieses Flugzeug wieder in die DDR zurückzubringen. Nach Verhandlungen auf höherer Ebene (es ging relativ schnell) wurde vereinbart, dass die Maschine am Landeort demontiert und mittels LKW über den Grenzübergang Helmstedt-Marienborn wieder zurück in die DDR überführt werden sollte. Zwei Tage nach der Flucht kam die "DDR-Delegation". Ein Wartburg mit den "Funktionären" sowie zwei LKW. Die Arbeiter bauten die Maschine auseinander, verluden sie auf die beiden LKW mit Hänger und transportierten sie zurück in die DDR. Vorher wurde aber noch die Rechnung aufgemacht: Bewachungskosten durch den BGS in Höhe von 2.129,50 DM sowie Entschädigungskosten für den Landwirt, dessen Futterwiese "gepflügt" wurde.
Die gesamte Fotodokumentation ist unter folgendem Link zu finden: https://www.WolfgangRoehl.de/Flucht-mit-Spruehflugzeug_1979-07-31/Flucht-Spruehflugzeug.htm |
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19.05.1980, 21.00 Uhr Rhodener Straße (Zieselbach) / Flucht eines 14 jährigen Jungen O/W Durch eine Röhre an der Rhodener Straße bei Hornburg, die den "Zieselbach" unter der Grenze hindurchführte und vom Bundesgebiet auf DDR Gebiet führte, flüchtete am 19. Mai 1980 ein 14-jähriger Schüler. Er kroch im “Zieselbach“ (zwängte sich durch Metallstangen) unter den Sperranlagen hindurch und erreichte unverletzt Bundesgebiet. Da der Junge minderjährig war, wurde er dem Jugendamt des Landkreises Wolfenbüttel übergeben. Seine Eltern verlangten seine Rückführung in die DDR. Nach mehreren Telefongesprächen zwischen dem Jungen und seinen Eltern äußerte der Junge, ohne Beeinflussung Dritter, in die DDR zurück zu wollen. Am 01.07.1980, 10.00 Uhr erfolgte die Übergabe des Jungen am GÜG HELMSTEDT-MARIENBORN durch das Jugendamt des LK WF an die DDR.
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Zu dem Vorfall aus der Kreischronik von Heinz Saipt:
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29.04.1982, 05.30 Uhr Allertalwerke GRASLEBEN / Flucht O/W durch 3 DDR-Bürger mit Raupe / eMGZ mit SM-70 Drei männliche Personen (Bauarbeiter) flüchteten mit einer Planierraupe ostwärts Grasleben in die Bundesrepublik. Sie durchbrachen die Sperranlagen, lösten zahlreiche SM-70-Anlagen aus und erreichten unverletzt Bundesgebiet. In dem Sonderheft 11/2009 "Grenzwanderung" der Braunschweiger Zeitung wird u.a. noch dazu berichtet: >>.... Ein Kollege aus dem Sandwerk rief ihnen noch zu: "Moin, moin - wo wollt ihr denn hin?" Und die Flüchtenden antworteten: "Wir wollen da unten was wegschieben." Und das haben sie dann auch gemacht - so erzählen es sich die Leute. Schon damals bewunderten sie alle für diesen Mut.<< Nach der Flucht wurde über Megaphon eine Aufforderung (kleiner Dienstweg) an die auf DDR-Gebiet stehenden Grenzsoldaten gegeben. Es wurde um Entsendung eines verantwortlichen Offiziers zum Grenzverlauf gebeten, damit die Modalitäten der Rückführung der Planierraupe erörtert werden konnten. Dieses dauerte wie üblich seine Zeit, wurde nach 90 Min. mit einer erneuten Durchsage vehement durch den BGS gefordert. Kurze Zeit später erschien der rechts abgebildeter Grenztruppen-Offizier (Major Höhne vom 23. Grenzregiment, zuständig für das Pionierwesen) und regelte mit dem auf Bundesgebiet wartenden Ersten Polizeihauptkommissar im BGS K. alles Weitere. Es wurde vereinbart, dass die Planierraupe durch zivile DDR-Bauarbeiter wieder unmittelbar zurückgefahren wird. Die Erlaubnis zum Betreten des Bundesgebietes für Zivilisten wurde gegeben.
Eine ausführliche Bilddokumentation findet man hier ......
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Bild oben: Bild der Planierraupe mit zwei sog. „Zivil-DDR-Bürgern“.
Die Raupe wurde um 18.00 Uhr von zwei "Zivilisten" der DDR zurückgefahren. Der Vereinbarung nach Bauarbeiter, aber es wurde gemutmaßt, dass es sich hier um „verkleidete“ Grenzsoldaten gehandelt hat, da ihnen die Bedienung des Gefährtes sichtlich Schwierigkeiten bereitete.
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05.05.1982, 02.10 Uhr Wirpketal / Flucht eines GrSo O/W – Totschlag (Decker / Knospe) Der GrSo Decker flüchtete über die Sperranlagen in die Bundesrepublik, nachdem er seinen Postenführer Knospe mit 4 Schuss erschossen hatte. D. wurde am 09.05.1983 in Abwesenheit durch ein DDR-Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt (ADN). Das Landgericht BRAUNSCHWEIG verurteilte D. zu 5 Jahren Jugendstrafe wegen Totschlags (20.12.82). |
Im ehemaligen DDR Grenzgebiet "Wirpketal" am Tatort. In Höhe der Baumreihe verlief die ehemalige Grenze. Aufnahme vom Juli 2009. |
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01.01.1983, 22.15 Uhr Reinsdorfer See / Flucht O/W, SM-70 Splitter (Weißgerber) In beiden Beinen von 7 Splittern der SM-70-Anlage getroffen flüchtete der 22-jährige Weißgerber in den Nachtstunden in die Bundesrepublik Deutschland. Er überwand den eMGZ verletzt und schleppte sich bis zur Ortschaft REINSDORF. Es erfolgte die Einlieferung in das Krankenhaus HELMSTEDT, wo W. zunächst sechs und am 3.1.83 ein weiterer Splitter entfernt wurden. W. blieb 14 Tage im Krankenhaus. Am 23.08.1983 berichtete die Braunschweiger Zeitung, dass W. in der DDR am 08.10.1982 einen Raubmord begangen haben soll. Ein Hamburger Schwurgericht klagte daraufhin W. an, einen 34 jähr. DDR-Bürger ermordet und 25.000 Mark der DDR gestohlen zu haben. Am 04.09.1986 bestätigte der Bundesgerichtshof die Verurteilung des W. zu lebenslanger Freiheitsstrafe wegen Mordes, welches die Große Strafkammer des Landgerichtes Hamburg am 21.10.1985 ausgesprochen hatte. |
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05.10.1985, 18.50 Uhr Ostwärts B 244 - Bhf. JERXHEIM / Vorgetäuschte Flucht eines Bundesbürgers (Vogel alias Schäfer geb. Vogel) Vogel gab sich nach seiner vorgetäuschten Flucht als Schäfer geb. Vogel bei der Polizei SCHÖNINGEN aus. Bei der Befragung ergaben sich zahlreiche Zweifel, dass er überhaupt aus der DDR kommt. V. wurde erkennungsdienstlich (ED) behandelt. Dadurch wurde bekannt, dass V. durch die Staatsanwaltschaft SIEGEN zur Festnahme wegen Diebstahls ausgeschrieben war. Am 06. Oktober 85 erfolgte die Überstellung des V. an die Kripo BRAUNSCHWEIG. Durch die Abteilung wurde Anzeige gem. § 111 OwiG - Falsche Namensnennung - gestellt. Ermittlungskosten: 4.067,67 DM. |
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03.06.1986, 04.25 Uhr Brunnental, HELMSTEDT / Angeblicher Flüchtling O/W (Uhlmann alias Eulitz) In den frühen Morgenstunden des 03. Juni 1986 meldete sich beim GSE HELMSTEDT-Bhf. eine männliche Person, die angab, aus der DDR geflüchtet zu sein. Da die Person keine Papiere mit sich führte und ihre Angaben dem SB Sicherheit fadenscheinig erschienen, wurde er durchsucht. Die Durchsuchung ließ er freiwillig zu. Dabei wurde sein bundesdeutscher Personalausweis gefunden, der auf den Namen UHLMANN ausgestellt war. U. hatte zuvor angegeben, EULITZ zu heißen und aus DRESDEN zu kommen. Durch dieses Täuschungsmanöver wollte sich U., der arbeitslos war, Papiere verschaffen, die ihn als Flüchtling anerkennen und mit denen er günstig an Kredite kommt. |
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02.06.1988, 02.45 Uhr Wirpketal, HOHNSLEBEN / Flucht der Familie Schreyer In den frühen Morgenstunden des 02. Juni 1988 flüchtete die Familie Schreyer (Ehemann, Ehefrau, Kind (9 Jahre) und Vater) in die Bundesrepublik Deutschland. Der Ehemann war bereits im Februar 1988 legal in die Bundesrepublik eingereist, um Verwandte zu besuchen. Von diesem Besuch ist er nicht mehr in die DDR zurückgefahren. Am 04.04.1988 stellten seine Ehefrau und ihr Schwiegervater einen Ausreiseantrag. Der Schwiegervater erhielt 4 Wochen später einen negativen Bescheid und wurde gleichzeitig als Kraftfahrer beim II. Grenzbataillon MAIRIENBORN/DDR abgelöst. Die Ehefrau erhielt für den 19.4.88 eine Vorladung beim Rat des Kreises wegen der “Klärung eines Sachverhaltes“. Im Zuge der Befragung wurde ihr angedeutet, dass ihr Antrag negativ beschieden wird. Man empfahl ihr die Scheidung einzureichen. Weiter wurde ihr eine Aufstellung des Wohnungsinventars und ihrer Vermögenswerte abgefordert. Termin: 14.6.88. Parallel hierzu liefen die Fluchtvorbereitungen des bereits in der Bundesrepublik wohnenden Ehemannes. Dieser begab sich gegen Mitternacht vom Bundesgebiet aus durch den Bach “Wirpke“ und weiter über einen verrohrten Zuflussgraben in die DDR, holte dort seine Familie ab und ging mit ihr den gleichen Weg wieder zurück. Gegen 02.45 Uhr erreichten sie Bundesgebiet. Sie gingen nach REINSDORF. Von dort riefen sie die Polizei SCHÖNINGEN an. PS: Der Schwiegervater‚ der Kraftfahrer beim II. GrBtl MARIENBORN/DDR war, hatte am 05.05.1982 im Fall Decker/Knospe den Sanitäts-Kraftwagen gefahren (siehe 2.4). Der Leichnam des Knospe soll nicht nur Schuss, sondern auch Stichverletzungen (Bajonett) aufgewiesen haben. Anmerkung: die Fluchtgeschichte seiner Familie hat Reinhard Schreyer u.a. auch auf YouTube erzählt (Suchworte: "Akte Kanal")
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Bild oben: Durch dieses Bachrohr der Wirpke floh die Familie Schr. Bild unten: Das Wirpketal (im Hintergrund der Ort Sommersdorf) Fotos vom Juli 2009 |
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01.12.1988, 03.40 Uhr Pottkuhlenweg, HELMSTEDT / Angeblicher Flüchtling O/W, (Ottersberg alias Streich) In den frühen Morgenstunden des 01. Dezember 1988 meldete sich bei der Polizei in Helmstedt eine männliche Person, die angab, aus der DDR zu kommen. Bei der Vernehmung durch die GSA Nord 4 - 1/S - wurden seine Angaben angezweifelt, so dass die Person erkennungsdienstlich (ED) behandelt wurde. Das Ergebnis dieser ED-Behandlung ging der Abteilung um 15.50 Uhr zu. Die Zweifel wurden bestätigt. Ottersberg alias Streich war bereits 1987 von Ost- nach West-Berlin geflüchtet. Er wurde dort straffällig und saß in der JVA Moabit 2 Monate in U-Haft. Anschließend wurde er zu 3 Jahren verurteilt. Dieses Strafe wurde ihm zur Bewährung ausgesetzt. (Diebstahl mit Waffen / Schwerer Raub) Ottersberg wollte sich durch die vorgetäuschte Flucht eine neue Identität verschaffen und damit auch wirtschaftliche Vorteile erzielen. GSA Nord 4 stellte Anzeige wegen falscher Namensnennung § 111 OWiG. |
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26.02.1989, 01.45 Uhr BAB-Grenzübergang HELMSTEDT—MARIENB0RN (Beobachtungsturm-Stahl) / Flucht eines Uniformierten O/W Ein 26-jähriger Soldat der GrTr flüchtete in den Nachtstunden vom BT-Stahl, der unmittelbar an der Transitstrecke der BAB A 2 Helmstedt-Marienborn/DDR steht, unverletzt in die Bundesrepublik Deutschland. Zunächst entwaffnete er seine beiden “Genossen“, warf deren Waffen vom BT, zerstörte die Fernmeldeverbindungen, kletterte die Leiter hinunter und überwand die Grenzsperr- und Sicherungsanlagen. |
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Grundsätzliches Trotz ausreichender Kenntlichmachung der Grenzlinie zur DDR kam es immer wieder zu Nichtbeachtungen des Grenzverlaufes. Oftmals wurden Bundesbürger festgenommen und erst nach langen Verhören in die Bundesrepublik abgeschoben. Mit Beginn der völligen Abriegelung der DDR durch Grenzsperranlagen stiegen die Nichtbeachtungen des Grenzverlaufes durch Unkenntnis der Bundesbürger an. Das BMI veranlasste daher in Verbindung mit den Grenzschutzkommandos und den Grenzschutzabteilungen umfangreiche Belehrungen der bundesdeutschen Bevölkerung zur Beachtung des Grenzverlaufes. An besonders markanten Besucherschwerpunkten wurden Warntafeln zur Beachtung des Grenzverlaufes aufgestellt, sowie an einzelnen Stellen Informationshäuschen (“B 79“, “Osterwiecker Str.“) durch das Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten (früher Gesamtdeutsches Ministerium) errichtet. Gleichzeitig wurden an Besuchergruppen Informationsblätter und Broschüren zur Verdeutlichung des Grenzverlaufes und Erläuterung der Sperranlagen ausgegeben. In diesen Broschüren wurde auf die Gefahren bei Nichtbeachtung des Grenzverlaufes hingewiesen. Im Jahre 1976 wurden entlang des gesamten Grenzverlaufes die durch Kommissionen vorgeschlagenen neuen Grenzhinweispfähle und -schilder errichtet, die aufgrund ihrer Bauart (weiße Pfähle mit rotem Kopf) die Grenzlinie noch deutlicher darstellen sollten. Auf Verlangen der gemeinsamen Grenzkommission wurden Mitte 1980 zusätzliche Grenzsteine als Zwischenpunkte vermarkt, um Abstände von über 200 m zum nächsten Grenzstein zu vermeiden. Trotz aller Bemühungen zur Deutlichmachung des Grenzverlaufes kam es in den Jahren 1986 bis 1990 zu 195 durch GSA Nord 4 festgestellte “Nichtbeachtungen des Grenzverlaufes“ durch Bundesbürger. Bis zur Einführung des “Grenzgesetzes der DDR“ im Jahre 1982 wurden Grenzverletzer durch DDR-Organe grundsätzlich festgenommen und verhört. Die gemeinsame Grenzkommission wirkte darauf ein, dass Bürger, die ersichtlich unbeabsichtigt die Grenze überschritten hatten, durch DDR Organe auf den Grenzverlauf aufmerksam und auf Bundesgebiet zurückgewiesen wurden. |
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März 1988 B 244 - Bahnhof Jerxheim / Hartmut B. Vermehrt trat Hartmut B. im Abteilungsabschnitt auf und missachtete den Grenzverlauf zur DDR. Er betrat DDR-Gebiet, zog sich dabei auch mal Frauenkleider an, richtete auf dem ehem. K 10 einen “Mc Donald-Grillplatz“ ein, bot GrSo Würstchen an, verschoss Leuchtmunition und setzte sich Bärenmasken auf. Er verließ das Gebiet der DDR erst, wenn er nach Hause wollte. Erst dabei konnten eigene Kräfte ihn überprüfen bzw. über den Grenzverlauf belehren. B. trat auch in den Zuständigkeitsbereichen anderer Abteilungen an der Grenze zur DDR auf. |
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ab November 1989 Grenzabschnitt Nord 4 / Nichtbeachtungen des Grenzverlaufes Bedingt durch die Öffnung der Grenze zur DDR kam es vermehrt durch Bundesbürger zu Nichtbeachtungen des Grenzverlaufes. Bewusst und im Glauben an die Handlungsunfähigkeit der Grenzsoldaten, überschritten sie die Grenzlinie um sich u.a. Souvenirs zu sichern (DDR-Embleme, Mauerstücke aus Emblemsäulen u.a.). |
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Abschnitte 1. bis 3. aus der "Grenzchronik der Grenzschutzabteilung Nord 4", verfasst im Januar 1991 von K.-D. Nickel sowie seinen damaligen Kollegen Drewes und Albrecht. Fotos von K.-D. Nickel, Bernhard Jäschke, Karl-Heinz Stüring und eigene. |
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