Autorin: Patricia Grämiger
Datum: WS 2000/01
Veröffentlichung: 12/2000
Benotung: 1
Kategorie: Schulreferat
Notiz des Autors: Dieses Referat erzählt die Entwicklung der Musik der Beatles, von wem sie beinflusst wurden, wie sie zum Erfolg kamen, und was sie zu dem machte, was sie wurden.

The Beatles
(1962 - 1970)

1. Biographien

John Winston Lennon kam am 9. Oktober 1940 in Liverpool auf die Welt. An diesem Morgen wurde Liverpool von deutschen Bombern angegriffen. Sein Zweitnamen verdankt er Winston Churchill, von dem sich England ein schnelles Ende des Krieges erhoffte. Sein Vater Fred sah John eigentlich nie. 1943 liessen sich die Eltern scheiden und John zog zu seiner Tante Mimi und Onkel George. John galt als intelligent, engagierte sich aber nur wenn die Sache ihm Spass machte. Das blieb für ihn ein Leben lang ein Problem. Im Alter von 7 Jahren trat er im Kirchenchor auf und entwickelte ein grosses Interesse an Kunst und den Filmstars.
Zuhause spielte er den Musterknaben, doch auf der Strasse wollte er immer der erste sein. Er war in Strassenkämpfen verwickelt und gründete die Lennonbande. Wo John war, gab es viel Prügel. Sein bester Freund war Pete Shotton, welcher später immer in Johns Leben eine wichtige Rolle spielte. Zusammen gründeten sie die ersten Gruppierungen die eine Art Band werden sollte. John bekam im Alter von 10 Jahren seine erste Gitarre geschenkt. Mit wenigen Griffen und mangelnder Erfahrung traten sie auf Hochzeiten, Partys und Festen auf.
Im Alter von 17 Jahren ging er seiner Tante Mimi zuliebe auf die Kunstakademie. Er verstand sich sowieso immer weniger mit seiner Tante und verbrachte wieder mehr Zeit mit seiner Mutter Julia. Am 15. Juli 1958, John war damals 18, wurde seine Mutter von einem Auto überfahren. John tat noch lange an diesem Tod. Immer wieder kommt seine Mutter in seinen Liedern vor.
Jetzt lernte er auch Paul McCartney kennen. John war von ihm beeindruckt.

Paul McCartney wurde am 18. Juni 1942 geboren. Genau wie alle anderen in jener Zeit, wuchs Paul in sogenannten Sozialwohnungen auf. Doch dies störte ihn nicht.
Paul war sehr gut in der Schule. In einer Art Gymnasium begann er Interesse an der Musik zu finden. Innert kurzer Zeit konnte er ohne Lehrer mehrere Stücke auf der Trompete spielen. Aber am meisten Eindruck machte ihm, genau wie John Lennon, Elivis Presley, Bill Haley und natürlich der Rock and Roll.
Paul lernte das Gitarrenspiel selbst, nur leider falsch rum. Er war Linkshändler und spannte die Seiten einfach anders rum. Am liebsten spielte er Songs von Little Richard nach.
Im Alter von 16 Jahren starb seine Mutter. Krebs.
Zu jener Zeit war gerade die Teddy-Mode. Enge Hosen und Lederjacken. Die Fransen auf der Stirn zu einer Locke eingezwirbelt. Pauls Vater war mit dieser Mode nicht einverstanden. Ab er Paul wehrte sich und lies sich die Kleider abändern. Auch in der Schule liessen seine Leistungen nach. Dafür interessiert ihn die Musik immer mehr. Mit 17 Jahren lernte er John kennen und spielte ihm den `Twenty Flight Rock′ von Eddi Cochran vor. John war so begeistert, dass er Paul sogar in seine Band den Quarrymen aufnahm. Paul schrieb schon eigene Songs, was John inspirierte das Gleiche zu tun. So entstand eine Freundschaft.

George Harrison, der jüngste, wurde am 25. Februar 1943 geboren. Als einziger Beatle wuchs er unbeschwert auf. Sein Vater war Buschauffeur. Auch er wehrte sich gegen die Schule. Jedoch anders als John. Er trug damals schon die längsten Haare bevor sie in der Mode waren und die flippigsten Kleider. Georges trug enge Hosen, die er selber enger nähte. Als 1957 spitze Schuhe modern wurden, trug er sie spitzer als alle anderen. Auch er übte das Gitarrenspiel selbst bis ihm die Finger bluteten. Zu den Quarrymen kam er als diesen kein Gitarrist zu Verfügung stand. Nun fehlte nur noch ein Schlagzeuger. Als Georges mit 19 die Schule ohne Abschluss verliess, begann er eine Lehre als Elektriker. Nun war er sehr wichtig für die Band. Durch ihn konnten teure Reparaturkosten gespart werden.

Stuart Sutcliff war eigentlich eher der Maler. Aber John überredete ihn bei der Band mitzumachen. Die Querrymen war inzwischen zu den `Johnny and the Moondogs′ unbenannt worden. Stuard kaufte sich einen Bass. Er lernte schnell, konnte jedoch nicht improvisieren, wenn sich seine Freunde verspielt hatten. Bald wurde die Band in `The Siver Beatles′ umbenannt. Als der Band ein Auftritt angeboten bekam, lehnten sie diesen ab, weil der Manager fand, Stuard spiele zu schlecht Bass. John meinte aber, alle oder keinen. 1960 starteten sie ihr erste Tournee. Der Anfang war gemacht.

Bald folgt auch schon das nächste Angebot in Hamburg. Für 150 Pfund die Woche waren sie 2 Monate in einem Club angestellt. Nur fehlte ihnen noch immer der Schlagzeuger. Mit Pete Best konnte es am 17. August in 1960 in Hamburg losgehen. Der Eindruck war jedoch enttäuschend. Sie ernteten keine Beifall, da es sich noch nicht herumgesprochen hatte, das aus dem ehemaligen Stripteaseclub ein Rockschuppen geworden war. Doch die Beatles gaben alles. Wenn die Leute `Mach Schau′ riefen, zogen die Beatles eine Show ab. Sie konnten zwar fast kein Deutsch, doch dies verstanden sie. Jetzt entwickelten sie auch ihren eigenen Stiel. Nach einigen Zwischenfällen kehrten die Beatles wieder nach Liverpool zurück. Bald kehrten sie jedoch wieder nach Deutschland zurück. Astrid Kirchherr erfand zu dieser Zeit die Pilzkopffrisur. Sie überredete Stuard sich die Haare anders zu kämmen. Doch sie kam nicht an. Erst als auch George sich anders kämmte, waren die Pilzköpfe geboren. Als die Beatles nach Liverpool zurückkehrten, blieb Stuard in Deutschland. Er wollte Astrid Kirchherr heiraten.

Brian Epstein hörte zum ersten Mal von den Beatles im Juli 1961. Er leitete zu dieser Zeit ein Musikgeschäft im Zentrum von Liverpool. Immer mehr Leute fragten nach der Single `My Bonny′, von der er noch nie gehört hatte. So lernte er die Beatles kennen und bot ihnen an, der Manager zu werden. Den Beatles war es egal, wenn sie einfach ihren Stiel beibehalten konnten.
Aus dem ersten Plattenvertrag wurde nichts, weil Paul und George mit zu zittriger Stimme sangen. Doch Epsein blieb am Ball. Er angagierte ein Vertrag mit dem zeitweise berühmtesten Rockklubs der Welt, dem Starklub. Hier spielten sie auch Martin, ein Produzent der Firma EMI, ihre Lieder vor. Zwei Wochen später hatten sie den Plattenvertrag. Doch Pete Best wurde durch Richard Starkey mit Künstlername Ringo Starr ersetzt. Ringe spielte viel fester das Schlagzeug. Zu diesem Zeitpunkt starb auch Stuard Sutcliff an einem Gehirntumor.

Ringo starr wurde am 7. Juli 1940 im ärmsten Stadtteil Liverpools geboren. Im Alter von 6 Jahren kam Ringo mit einem Blinddarmdurchbruch ins Krankenhaus. Fast 10 Wochen kämpften die Ärzte um sein Leben. Wenige Jahre später kam er wegen einer Rippenfell- und einer Lungenentzündung erneut für zwei Jahre ins Krankenhaus. Daher besuchte er nie eine richtige Schule. Er konnte kaum schreiben und rechnen. Mit 17 lernte er die Rockmusik kennen und lernte Schlagzeug spielen. Mit seiner Band `Rory Strom′ tourte er durch Frankreich und später Hamburg, wo er auf die Beatles stiess. Er gesellte sich oft zu ihnen und schloss sich später auch ihnen an.

Die Beatles und ihre Hits


Im 11. September 1962 nahmen die Beatles ihre erste Platte `Love me do′ und `PS I Love You′ auf. Unter George Martin musste sie 17 mal die Aufnahme wiederholen. Aber dies dämpfte ihren Übermut nicht. Sie feierten bei ihren Auftritten ungeheure Erfolge. Ihr Traum war noch ,,grösser herauskommen als Elvis", und als ihr Publikum immer noch zahlreicher wurde, wirkte dieser Traum immer weniger irreal. Warum sollten sie gerade jetzt aufgeben? John formulierte es später so: ,,Noch bevor irgend jemand in Hamburg und Liverpool von uns gehört hatte, hielten wir uns schon für die Besten. Und weil wir fest daran glaubten, wurden wir, was wir wurden."

Bob Dylan, der bedeutendste musikalische Zeitgenosse der Beatles, erkannte sofort, dass sie etwas besonderes waren. 1964 hatte sich Bob Dylan in den USA einen gewissen Ruhm mit so tiefgründigen Folksongs wie ,,Blowin′ in The Wind" erworben. Er fuhr, wie er sich später erinnerte, gerade durch Colorado, als der Blitz einschlug: ,,Wir hatten das Radio laufen, und acht der Songs in der Top Ten waren Beatles-Songs: `I Want To Hold Your Hand′ und diese ganzen früheren Stücke. Sie machten Sachen, die niemand sonst machte. Ihre Akkorde waren absolut irrsinnig. Und ihre Harmonien machten das Ganze besonders". Dylan sagt, er habe seine Bewunderung für die Beatles für sich behalten, aber 8 Songs in der Top Ten. Für ihn war damit ein klarer Trennstrich gezogen. Wenn die Beatles Dylan dahingehend beeinflussten, dass er sich mehr in Richtung Rock `n′ Roll orientierte, so zeigte seine Musik insofern Wirkung, als die Songs der Beatles poetischer wurden. Doch kam diese Entwicklung erst später. 1963 waren die Texte die Lennon und McCarney schrieben noch immer von schlichter Einfalt, klischeehafter Ausdruck von Teenagerherzschmerz oder pubertärem Macho-Getue. Laut McCatney war das schlicht eine Frage der Verkäuflichkeit; die Texte der Beatles wollten bewusst den wichtigsten Markt der Band ansprechen: die Mädchen in der Pubertät. ,,Wir wussten, wenn wir ein Song mit dem Titel `Thank You Girl′ schrieben, dass viele der Mädchen die uns Fanbriefe schrieben, das als echtes Dankeschön auffassten würden.
Die unglaubliche Popularität, die den Beatles in England zugewachsen war, gab Brian Epsein das nötige Selbstvertrauen, dasselbe in Amerika zu versuchen. Ein meisterhafter Stich gelang ihm, als er den Beatles drei Auftritte hintereinander in der ,,Ed Sullivan Show" verschaffte, der beliebtesten und einflussreichsten Unterhaltungssendung des amerikanischen Fernsehens. Es schaute eine vergleichsweise geringe Gage für die drei Auftritte heraus, doch der ungeheure Bekanntheitsgrad, für die ,,Sullivan Show" sorgte, wurde für den Ruhm der Beatles in Amerika so entscheidend, dass sie auch kostenlos auftreten und immer noch eine riesigen Gewinn hätten einstreichen können. 73 Millionen Menschen sollen am 9. Februar 1964 den ersten Auftritt in der Show miterlebt haben. Plötzlich schien jeder die Beatles für seine Bühnen, seine Radiosendung, seine Fernsehshow, sein Titelseite haben zu wollen. Die Beatlemania brach aus. Massenhysterie wo auch immer die Beates auftauchten.
Doch die Beatles litten darunter. Die Tourneen wurden mit jedem Jahr kürzer, weil sie sich zunehmend über die Plackerei ärgerten. ,,Wir verfielen in einen Trott, wir sausten nur noch um die Welt", sagte Harrison. ,,Jeden Tag hatten wir ein anderes Publikum, aber wir spielten immer das gleiche." Die Tourneen waren wie ein Wehrdienst: ,,Immer und ewig das gleiche. Eine einzige Quälerei." Doch das Geld floss. Am 15. August 1965 stellten sie einen Weltrekord auf. 55600 Zuschauer und eine Bruttoeinnahmen von 304000 Dollar, plus unzählige Tausende von Dollar an Schwarzgeld. Wegen der riesigen Summen, die ihnen zuflossen, wurden die Beatles bald so hochnäsig, dass sie, als ihnen ein exzentrischer amerikanischer Millionär namens Carrlie Finley 150000 Dollar netto für einen einzigen Auftritt in Kensas City zu einem Termin bot, der zufällige ihr freier Tag sein sollte, kaum von ihren Spielkarten hochsahen und Epstein die weiteren Verhandlungen überliessen. Epstein nahm an.
Zu dieser Zeit spielte die ganze Welt verrückt. Alles war nur den Beatles gewidmet. Das Wetter wurde in ,,Beatle-Graden" und die Zeit in ,,Beatle-Minuten" angegeben. Mehrere Male rannten die Beatles um ihr Leben. Wenn die Fans ihr Hotel belagerten. Wenn die Bühne bestiegen wurde und jegliche Gegenstände auf die Bühne geworfen wurden. Einmal wurde das Dach der Beatle-Limousine eingedrückt. Zum Glück befanden sie sich in einem Rettungswagen. Die Limousine diente nur als Ablenkung. Auf die Aussage von Lennon, sie seien beliebter als Jesus, bekamen sie sogar Todesdrohungen.
Doch während ihr grosses Vorbild Elivis Presley vom übermässigen Ruhm ruiniert wurde, was durchaus üblich im Showbusiness war, gelang es den Beatles, der grössten Erfolgsgeschichte aller Zeiten, dieser Falle zu entgehen. Die vier jungen Musiker ,,überlebten" und ihr künstlerischen Fähigkeiten wuchsen sogar noch. Während all der Jahre, die die Beatlemania währte, entwickelte sich die Musik der Beatles erstaunlicherweise weiter, nahm zu an Niveau und Raffinesse. Am 29. August 1966 gaben die Beatles in San Francisco ihr letztes Live-Konzert. Sie hatten es auf insgesamt 1400 Vorstellungen in 4 Jahren gebracht. ,,Wir mussten uns über die vier Pilzköpfe auf der Bühne hinausentwickeln. Wir mussten erwachsen werden. Sonst wären wir verratzt." Die Beatles waren bereits auf dem besten Weg, die bekanntesten Symbole der entstehenden Gegenkultur der sechziger Jahre zu werden. Inzwischen hatten sie sich gegen den Vietnamkrieg geäussert, und der Genuss von Marihuana und LSD hatte ihren Kopf für eine anderer Wirklichkeit geöffnet. Womit ihr Fab-Four-Image nur noch absurder wirkte. Vor allem aber war ihre Musik in jeder Hinsicht anspruchsvoller geworden. Bewusst betrachteten sie sich und ihre Musik aus einer abgehobenen, historischen Perspektive. ,,Mir wäre der Gedanke fürchterlich, wenn die Beatles nur als vier fröhliche Pilzköpfe im Gedächtnis bleiben würden", sagte McCartney im Juni 1966. ,,Ich möchte, dass man sich, wenn wir tot sind, an vier Leute erinnert, die Musik machten, die gut genug waren, dass man sich an sie erinnert." Ich glaube, dass ist ihnen mehr als gelungen.
Die B-Seite von ,,I Feel Fine" mit dem Titel `She′s A Woman′, deutete eine andere und nicht weniger wichtige Entwicklung an: die Bekanntschaft mit Marihuana. ,,She′s A Woman" beginnt mit einem der unbeholfensten Reime im Songrepertoire der Beatles: ,, My love don′t give me presents/ I know she′s no peasant" (Meine Liebste macht keine Geschenke, ich weiss, sie ist keine Bäuerin). Doch vier Zeilen später singt Paul, dass sein Freundin ,,turn (s) me on when I feel lonely" (sie macht mich an, wenn ich mich einsam fühle). Das war die erste explizite Anspielung der Beatles auf Drogen. ,,Wir waren so begeistert darüber, dass wir `Mach mich an′ sagen und dies in Bezug auf Marihuana als Formulierung benutzen konnten." Erinnerte sich Lennon später.
Lennon und McCatney wurden zu den besten Songschreibern aller Zeiten. Sie unterschieden sich in ihrem Temperament und ihrem musikalischen Instinkten so sehr, dass sie mehr als nur das Beste aus dem anderen herausholen konnten. Doch während McCartney ein Singvogel mit überschäumenden Gabe für Melodien, für eine Rhythmus zum Mittrommeln und für aufheiternde Gefühle war, erwies sich Lennon als Dichter, der eine verquere, absurde Einstellung zum Leben hatte, dessen Songs häufig seltsame Rhythmen brauchten und mit ein oder zwei Akkorden auskamen. Wo McCartney dazu neigte, über andere Menschen zu schreiben, beschäftigte sich Lennon mit sich selber. Und wenn McCartney für den Grossteil der populären Erfolge der Beatles verantwortlich ist - Songs wie ,,Yesterday", ,,Michelle" und ,,Yellow Submarine"-, kamen von Lennon eher die Manifeste wie ,,All You Need Is Love", ,,Revolution" und ,,Nowhere Man". Was ihre Songs auch so speziell machte, war die Art, wie sie entstanden. Alle musste ausprobiert werden. Auch wenn es für ein Theoretiker der Musik als unmöglich erschien, die Beatles konnten alles. Weil sie selbst keine Musikkenntnisse hatten, und daher auch nie etwas von Musiklehre gehört hatten, war ihnen kein Experiment zu ausgeflippt. Sie erfanden Akkorde und schnitten Bänder übereinander, liessen das Band Rückwärts laufen, liessen die Stimmen im Echo erklingen, machten mitten im Stück Tempowechsel, und das zu jener Zeit, wo die Technik noch nicht so fortgeschritten war. Rein musikalisch gesehen, haben sie ein grosses Stück Geschichte geschrieben. Sie selbst bezeichneten als es Zusammenarbeit. ,,Beatle-Musik entsteht, wenn wir alle zusammenarbeiten", sagte John. ,,Die Beatles gehen einfach ins Studio. Und da passierte ES!"
Leider ist das meiste von dem, was die Beatles im Aufnahmestudio taten und sagten, für immer verloren. Natürlich gibt es mehr als vierhundert Stunden mit Beatles-Aufnahmen im Archiv der Londoner Abbey Road Studios. Doch selbst diese vierhundert Stunden an Arbeitsbänder enthalten beinah nichts von dem, was sich abspielte, wenn die Beatles sich im Studio befanden und ES passierte. Dafür gibt es eine schlichten Grund: Nur die Takes selber - bewusste Versuche, einen Song aufzunehmen - wurden auf Band aufgezeichnet. Das Reden und Blödeln zwischen den Takes, der Austausch von Einfällen und Einwänden, die Proben, bei denen diese Einfälle umgesetzt wurde oder die Beatles eine Song einfach so lange übten, bis alle vier ihren Teil ordentliche spielten: das alle fand statt, ohne dass jedesmal ein Band mitlief. Von einer sechsstündigen Aufnahmesession blieben also vielleicht nur zehn oder fünfzehn Minuten Band. ,,Ich war einfach sparsam", erläutert George Martin das Verfahren." Als gelernter Produzent schielt man mit einem Auge ständig auf den Etat. Warum sollte man also ein Band mitlaufen lassen? Damals hat mir keiner gesagt, dass es einmal historischen Wert bekommen könnte."
Heute, wo man sich an die Beatles nur mehr wegen ihrer Musik erinnert, vergisst man leicht, wie komisch sie in ihrer besten Zeit waren. Besonders John und Paul waren begabte Imitatoren, und alle vier konnten unglaublich schlagfertig und dazu originell sein; das machte einen Grossteil ihres Charismas aus. Während Paul gelegentlich bei Johns bitteren Spinnereien mithalten konnte- ,,Wenn meine Laune schlecht genug war!" wie Paul später meinte-, brillierte John ununterbrochen mit Wortspielen, Parodien und einem hinterfotzigen Humor. Gelegentlich war der Anlass für seine Clownerien auch unfreiwillig, wie beispielsweise an jenem Abend, als er mit George Martin in einem teuren Restaurant sass und der ihn dazu bewegen wollte, zum erstenmal Zuckererbsen zu probieren. ,,Also gut", sagte John ohne grosse Begeisterung, ,,aber tu sie da rüber, nicht so nah ans Essen."
Die Beatles lieferten den lebendigen Beweis dafür, dass es keineswegs immer die besten Musiker sind, die die beste Musik machen. ,,In der schlechtesten Band, in der ich in meinem ganzen Leben spielte, waren Eric Clapton, Elton John, Keith Richards, Ronnie Wood und ich, 1985 in meinem Studio in Tittenhurst" sagte Ringo einmal. Als musikalisches Talent betrachtet, hätte das Team Clapton, Richard, Elton John jenem aus Paul, George und John Lennon überlegen sein müssen. Doch die Band aus lauter Superstars hörte sich schauerlich an, weil, wie Ringo erläutert, ,,zu viele Anführer dabei waren. Es funktionierte nicht".
Als Höhepunkt der Beatlessongs bezeichnet man das Album Sergent Pepper′s Lonely Heart Club Band. Hier haben sie ihr süsser Image etwas beiseite gelegt, und eigenständige Musik entwickelt. Aber am meisten experimentierten sie am Album Revolver im Jahr 1966. Hier wurden Klänge erfunden, die noch nie ein Mensch zuvor gehört hatte. Die Texte der Beatles erhielten hier einen Höhepunkt; kluge, nachdenkliche Texte waren jetzt eher die Regel als die Ausnahme. Immer mehr wurden nun auch klassische Elemente der Musik beigefügt. Erstmals liessen sie auch fremde Musiker an ihrem Album teilnehmen. Die Melodien der Beatles gingen nach wie vor ins Ohr, aber sie trieben jetzt innerhalb sorgfältig ausgetüftelter Musikstücke dahin, die ihrerseits wieder Aussagen über sich und die Welt waren. Auch George Harrison entwickelte sich immer zum besseren Songschreiber ganz eigener Prägung.

Die Beatles und Drogen

Wenn am Anfang auch niemand glaubt, die Beatles würden sich für die grosse Welt oder die tieferen Fragen des Lebens interessieren, so taten sie es doch. Nur zu Beginn, hinterliessen sie eher einen wilden Eindruck. Innerhalb weniger Jahre hatten sich die Beatles zu führenden Figuren in der Gegenkultur der sechziger Jahre entwickelten und verkündeten mit einem Mal eine Philosophie der Liebe, des Friedens, der spirituellen Neugier und der gesellschaftlichen Veränderung. Der Katalysator, der dafür sorgte, dass aus den liebenswürdigen Pilzköpfen die reflektierten Rebellen wurden, waren die ,,bewusstseinserweiternden" Drogen, vor allem Marihuana und LSD. Am Anfang war es Marihuana, das McCartney zufolge für ,,die Wende" im Verhältnis der Beatles zum Leben sorgte. Was ,,Drogen" im allgemeinen anging, waren die Beatles seit Jahren damit vertraut, spätestens seit sie in Hamburg Bier tranken und Pillen schluckten. Doch als sie Bob Dylan im August 1964 mit Marihuana bekannt machte, ,,hörten wir mit dem Trinken auf, einfach so", sagt Lennon. Der magische Augenblick fand in der Stille eines Hotelzimmers statt, anlässlich der ersten Amerika-Tournee der Beatles. Dylan und die Beatles hatten sich gerade kennengelernt, und der Abend erwies sich als sehr unterhaltsam und lustig. Wie viele Kiffer, die zum erstenmal Haschisch ausprobierten, konnten die Beatles nicht mehr aufhören zu kichern. Dylan wollte es einfach nicht glauben, dass die Fab Four noch nie Hasch geraucht hatten. Schliesslich hatte er gerade gehört, wie sie darüber gesungen hatten, in ,,I Want To Hold Your Hand" gab es die Zeilen: ,,I get high, I get high, I get higt". Dylans Irrtum war nur zu begreiflich; so wie die Beatles ,,I can′t hiede" (Ich kann′s nicht verbergen) sangen, hörte es sich an wie ,,I get higt" (Ich werde high) Seit Dylan sie auf den Geschmack gebracht hatte, nahmen die Beatles fortan jede Gelegenheit wahr, selber high zu werden. ,,Wir verdanken ihm viel", gab Lennon später zu. Marihuana und LSD sicherte allmählich in alles ein. Uns wurde langsam klar, dass es weit weniger Schranken gab, als wir uns bis dahin eingebildet hatten. Und uns wurde auch klar, dass wir Schranken einreissen konnten."
Die Entwicklung der Beatles zu Kulturradikalen - der Genuss von Drogen, die langen Haare und bunten Kleider, das Abweichen von der offiziellen Politik, die Befürworter einer alternativen Weltsicht - liess sie bei den einen zu Helden werden, bei den anderen zu Outaws. In jedem Fall erlangen sie eine gesellschaftliche Bedeutung, wie sie nur wenigen Künstlern je zuteil wird. Als Einzelpersonen bestritten die Beatles später, dass eine Ursache für die grosse Veränderung im Sozialverhalten der sechziger Jahr gewesen sein sollten; sie seien, behaupteten sie, einfach von einer grossen Woge mitgeschwemmt worden. ,,Die Beatles hockten vielleicht oben im Ausguck am Mast und schrien ,,Land voraus!" oder etwas in diese Richtung, aber wir sassen doch alle im gleichen verdammten Boot", seufzte Lennon. Ein nicht zu geringer Teil ihres künstlerischen Genies bestand darin, ganz nah am Puls ihrer Zeit zu sein, Sprachrohr gewesen zu sein für die unartikulierte menschliche Sehnsucht ihrer Zeit. Die Beatles waren, wie Yoko Ono einmal meinte, ,,wie ein Medium. Sie verstanden nicht alles von dem, was sie sagten, aber es kam aus ihnen heraus".
Kurz nach dem Erscheinen des Albums Rubber Soul, unternahmen die Beatles eine Reise nach Indien. Beim indischen Guru Maharishi Mahesh Yogi gingen sie in die Lehre. Dies Zeit hatte einen Einfluss auf die Musik der Beatles. Besonders George war vom Maharishi begeistert. Er lernte Sitar, ein indisches Instrument spielen.
Es war jedoch der grosse Mieter, der sie über den plötzlichen, schrecklichen Schock Hinwegbrachte. Der Tod von Brian Epstein aufgrund einer Überdosis Schlaftabletten. Nun musste die Band sich selber managen. Eine zusätzliche Belastung.
Ca. im Mai 1968 lernte John die Japanerin Yoko Ono kennen. Sie wurden ein Paar und Yoko wurde zur wichtigsten Frau in Johns Leben. Kritiker hängten Yoko die Trennung der Beatles an. Doch Paul sah sie als bestes Geschenk für John. Durch Yoko lernte er richtig Künstler sein. Sie dränte ihn immer, und das gefiel ihm.
Doch Yoko sass nun immer bei den Aufnahmen und den Proben dabei. Das ärgerte den Rest der Beatles immer mehr. John verstand die Zurückhaltung der Beatles Yoko gegenüber als persönliche Beleidigung, wobei er der Einfachheit halber darüber hinwegging, dass er es war, der gegen die Regeln der Band verstiess. Vor Yoko hatten Aussenstehende normalerweise keinen Zutritt zu den Studios; selbst enge Mitarbeiter wie Brian Epstein und ihr Verleger Dick James waren gehalten, ihre Geschäfte rasch abzuwickeln und sich dann zu verdrücken. Mit einem Mal übertrat John nicht bloss diese ungeschriebenen Gesetzte, er ging praktisch soweit, Ono mehr oder weniger als fünftes Mitglied in die Band aufzunehmen. Ihre dauernde Anwesenheit und ihre häufigen Einmischungen ärgerten die anderen. Sie untergrub ihre entspannte Arbeitsatmosphäre und die aussergewöhnliche Synergie, die für ihre Studiozaubereien immer wo wichtig gewesen waren.
Trotz der inneren Aufruhr der Beatles, waren ihre Songs noch immer genial. Besonders in ,,Hey Jude" war dies zu spüren. Die Begabung lag in der Einfachheit des Songs. Der Song ist nur in drei Grundakkorden gespielt. Der ganze Song dauert 7 Minuten und ist damit der längste Beatlesong. Am Anfang singt nur Paul von einem Klavier begleitet. Es kommen immer mehr Instrumente und Begleitstimmen dazu. Neben den Beatles wirkt ein 36 köpfiges Orchester mit. Doch was niemand wusste, ,,Hey Jude" war der erste Song, den die Beatles nach ihrer ersten Trennung aufnahmen. Ringo hatte die Band davor für einige Tage verlassen. Doch am 3. September 1968 kehrte Ringo schliesslich ins Studio an der Abbey Road zurück.
Von der etwa vierzehnhundert Liefe Auftritten, die die Beatles während ihrer Laufbahn absolvierten, wurde der letzte wahrscheinlich auch der Berühmteste: Es war am 30. Januar 1969. Hier wurde auch die Aufnahme von ,,Let it be" zum gleichnamigen Film gemacht. Auf dem Apple-Gebäude spielten sie. Der Winterwind wehte ihre schulterlangen Haare nach hinten. Unten auf der Strasse versammelten sich in der Mittagspause eine überraschte Menge von Angestellten, und die Beatles spielten eine 42minütiges Set.
Das nächst Album war ,,Abbey Road". Paul und John waren gerade in einer Krise. Sie konnten einander nicht ausstehen. Paul war bemüht die Band zusammen zu halten, doch John wollte nur noch mit Yoko die Zeit verbringen. Gelegentlich nahm er auch Heroin.
Zu jener Zeit versetzte auch ein Gerücht die Welt in Aufruhr. Paul sei tot, und zwar schon seit 1968. Die Beweise waren auf dem Album Abbey Road selbst. Er gehe nicht im Gleichschritt, das Nummernschild des parkierenden Wagens weise sein zur Zeitiges Alter auf, und dann noch die Strophe die John in Strawberry Fields sang, ,,Ich begrub Paul". Es war Paul selbst, der das Gegenteil bewies, indem er an öffentliche Anlässe ging.

Als die Beatles sich trennten, war die Welt schockiert. Die Nachricht kam am 10. April 1970, als Paul McCartney verkündete, er habe die Gruppe verlassen; das Pressebüro bei Apple bestätigte McCartneys Abgang und fügte hinzu, die Tätigkeit der Beatles könnte ,,auf Jahre hinaus" eingestellt sein. Für die meisten war diese Nachricht nicht bloss en Schock, sondern auch eine ziemliche Überraschung, weil John, Paul George und Ringo offensichtlich immer noch herrliche Musik miteinander machen konnten. Da doch erst wenige Monate zuvor das geniale Album ,,Abbey Road" erschienen war. Die Platte gehörte zum Besten, was die Beatles gemacht hatten. Nun war ein Stück Geschichte gestorben. Die Beatles waren nicht nur die bekannteste musikalische Formation ihrer Zeit, sie gehörten auch zu den bedeutendsten Kultursymbolen. Die ganze Welt rätselte, was nun der Grund für die Trennung gewesen war. Die Öffentlichkeit war überzeugt, dass Yoko Ono oder Linda Eastmann, die Frau von Paul, die Schuld trugen.
Jeder der Beatles machte nun seine Soloprojekte. Manchmal nahmen sie auch noch Songs gemeinsam auf. Doch nie alle vier zusammen. Weil die Beatles auf der Höhe ihres kreativen und kommerziellen Könnens aufhörten, blieb ihr künstlerischen Ansehen unbeeinträchtigt von mittelmässigen Arbeitern. Wie in einer Zeitkapsel bewahrte sich deshalb ihre mythischen Grösse als die beliebeste und vielseitigste musikalische Verbindung ihrer Zeit. Diese mythische Grösse erreichte schliesslich Märtyrersatut, als John Lennon von einem verwirrten Fan `Mark David Chapman′ am 8. Dezember 1980 vor seinem New Yorker Apartmenthaus erschossen wurde.
Die Beatles kamen also nie wieder zusammen. Ihr letztes Projekt waren die ,,Anthology"CD′s im Jahr 1995.
Bleibt anlässlich der ,,Anthology"-Autobiographie die Frage, was von den Beatles bleiben wird. Wird ihre Musik auch in den kommenden Jahrzehnten und Jahrhunderten kritischen Anerkennung finden und jungen Leuten Freude machen? War es Wunschdenken, als McCartney sagte, in hundert Jahren würden sich die Leute die Beatles anhören, so wie sie sich heute Mozart anhörten? Sollen die Beatles wirklich in der gleiche Liga Aufnahme finden wie die Giganten Mozart und Beethoven, oder werden sie aus der Erinnerung verschwinden, wenn die Generation ihrer Fans weggestorben ist?
Die Beatles verfügten über die grosse Fähigkeit, Einfachheit mit Raffinement zu verbinden, nicht zuletzt deshalb erreichte ihrer ,,Volksmusik" das Niveau bleibender künstlerischer Errungenschaften. Mit ihrem Text sowohl wie ihrer Musik beschwören die Songs der Beatles Freude, Leid, Kampf, Lachen, Weisheit, Zorn, Liebe, Angst - all die Erfahrungen, aus denen sich das Menschenleben zusammensetzt.

Noch heute sind die Beatles in aller Munde. Regelmässig findet man Zeitungsartikel über die einzelnen Beatles; die Malerkünste von Paul, die ,,Fastermordung" von George Harrison, die Versteigerung von John′s Klavier, auf dem er Imagine komponiert hatte, Ringos Krankheit, und so vieles mehr.
Die Urheberrechte auf die Songs der Beatles ist noch immer sehr stark geschützt. Cover-Aufnahmen von anderen Band findet man selten, jedoch auf einzelne Songs. Vom Song ,,Yesterday" soll es inzwischen mehr als 2000 Versionen geben, die auf Platten aufgenommen wurden. Darunter sind viel geschmackvolle und viele, die einem die Haare zu Berge stehen lassen.
Auch die Preise für die Alben sind heute kaum gesunken. Längst gibt′s von allen Sixties-Stars Hitsammlungen für Fr. 14.--, selbst die Rolling Stones finden sich unter ,,Nice Price", dem Etikett, unter dem die Industrie Altes günstig neu auflegt. Beatles-Platten aber bleiben teuer. Als der Musikmulti EMI die legendären Doppel-LPs mit dem Besten der Beatles, Rotes und Blaues Album genannt, 1993 erstmals im CD-Format veröffentlichte, erschienen sie als Doppel-CD. Dabei hätte der Inhalt spielend auf einer CD Platz gefunden. Doch die horrende Lizenz, die Apple einforderte, zwang EMI zu dem Kniff. Das Rote und Blaue Album sind kaum unter 60 Franken zu haben. Apple setzt alles daran, dass die Beatles eine Exklusivität bleiben. Nie wurde ein Beatles-Song für eine ,,Das waren die Sechziger"-Kopplung verscherbelt, nie gab Apple auch nur eine einzigen Sample her, wenn Hip-Hopper um die Bewilligung eines klitzekleinen Zitats nachsuchten.
Die Beatles waren eben die Beatles.