Entlassung aus dem Truppendienst wegen der Liebeserklärung eines westdeutschen
Mädchens
Ich war in
den Jahren von 1977 bis 1984 im Abschnitt des damaligen Grenzbataillons Hessen
(später in der 1. Grenzkompanie in Dedeleben) u.a. als Aufklärer eingesetzt
Ausgerechnet am 7. Oktober 1984, dem 35. Jahrestag der Gründung der DDR, habe
ich mein Entlassungsgesuch abgegeben.
Das war das Ergebnis fortgesetzter Verdächtigungen und Ermittlungen wegen
angeblicher nachrichtendienstlicher Verbindungsaufnahme (es waren noch drei oder
vier andere Paragraphen).
Ursache waren (lächerlicherweise) die Avancen eines bundesdeutschen Mädchens mit
dem Vornamen SILKE, als wir ab dem 30. April 1984 wegen eines Ausbildungsfilms
über die britische Rheinarmee häufig an der B 79 Mattierzoll feindwärts
eingesetzt waren. Das Mädchen fuhr damals einen VW-Golf mit dem Kennzeichen WF
-- -- und einer Aufschrift "JPS", an der wir lange herumgerätselt haben. Heute
weiß ich, was Players sind.
Sie hatte mir damals u.a. einen "Kleinmädchenbrief" geschrieben und über die
Grenze geworfen. Allerdings habe nicht ich den Brief gefunden, sondern einer
meiner IM-Grenzaufklärer. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf.
Ein Dokument
aus meiner Dienstzeit habe ich noch - alles andere ist den Haussuchungen zum
Opfer gefallen.
Leider hat man mir damals nicht einmal mein Bild vor der entfalteten
Truppenfahne gelassen.
Und meine Nachforschungen nach meinen Asservaten waren bisher ebenso erfolglos,
wie meine Versuche, diese "Silke" von damals zu finden (ich habe das allerdings
auch nicht sehr engagiert betrieben).
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Auf der Suche nach "Westfotos" habe ich von mir selbst im Internet (natürlich)
keines gefunden, allerdings muss ich auch anmerken, dass es immer unser Ziel
war, möglichst selten fotografiert zu werden.
Die Berufsunteroffiziere und Fähnriche haben das weit weniger verbissen gesehen,
aber der OOffz. Grenzaufklärung in Halberstadt hat es überhaupt nicht gerne
gesehen, wenn Offiziere abgelichtet wurden.
Er hat auch immer Bilder gehabt, von denen wir durch das Umfeld gesehen haben,
dass es nur Aufnahmen sein konnten, die vom BGS gemacht worden waren. Die Fotos
waren so datiert, dass wir als Ursprung immer eine BGS-Streife ohne Anwesenheit
von Zivilpersonen zuordnen konnten.
Wir waren natürlich (damals) sehr bereit, so etwas als "AA" (Agenturaufklärung)
zu akzeptieren.
Ob diese Fotos eventuell getürkt waren (was ja ohne Probleme möglich gewesen
wäre), kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Allerdings wäre die Frage, wozu.
Ich habe
jedenfalls gelernt, dass nichts so unmöglich ist, dass es nicht doch passieren
kann (*).
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aufgezeichnet
2009 von R., ehemaliger Grenzaufklärer bei den DDR-Grenztruppen
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(*)[Anm.: gemeint war, dass die Fotos von BGS-Seite zugeliefert sein sollen]
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