Home > BGS > Verzeichnis Grenzbilder > aktuelle Seite: "Alter Bus" und "Magdeburger Warte" / Markante Grenzpunkte an der B 1


Vergrößern der Bilder mit "Mausklick"

 

Kartenausschnitt

Helmstedt/Lappwald

Magdeburger Warte - Alter Bus

-----------------------------------------------

Östlich von Helmstedt verlief die Grenze zur DDR direkt neben der Bundesstraße 1 (Aachen-Königsberg).

Vielen Reisenden nach Berlin ist von diesem Grenzabschnitt meist nur der markante DDR Stahlgerüst-Beobachtungsturm direkt an der Grenzkontrollstelle Helmstedt-Marienborn (A 2 Hannover-Berlin) bekannt. An dieser Stelle führt unter der Autobahn die B 1 hindurch.

 

 


Magdeburger Warte

 

In unmittelbarer Nähe befindet sich noch ein weiterer "Grenzturm" - aber ganz anderer Art, nämlich die Magdeburger Warte.

Die Entstehung dieses Wehrturms aus Stein geht auf das 13. Jahrhundert zurück.

Der Turm stand auf dem Gebiet des Herzogtums Braunschweig an der Grenze zum Königreich Preußen.

 

 

 


Der ehemaligen BGS Sachbearbeiter Sicherheit Hubert Albertz hat ca. 1977 folgenden Artikel über die Magedeburger Warte verfasst:

 

Die „Magdeburger Warte“

 

vom mittelalterlichen Wachturm

zum Grenzinformationspunkt

an der Grenze zwischen

der Bundesrepublik Deutschland und der DDR

  

Magedeburger Warte

 

Trotzig und stolz ragt Sie am Rande des Lappwaldes im Südosten vor den Toren der ehemaligen Universitätsstadt Helmstedt weithin sichtbar in das Land.

 

 

Im Jahre 1252 wird der Turm als Teil einer Landwehr, einem der eigentlichen Stadtbefestigung nach Osten vorgelagerten Grabensystems, erstmalig erwähnt.

Dieser Turm wurde damals auch „Waldwarte“ genannt, weil die Anlage am Rand eines ausgedehnten Waldgürtels erbaut wurde.

 

Die bedeutende Lage der „Magdeburger Warte“ ergab sich auch aus der unmittelbaren Nähe der alten Heerstraße nach Magdeburg, deren Linienführung viel später die Reichsstraße 1 (Aachen-Königsberg) folgte.

 

Früher wurden bei Annäherung eines Feindes von dieser Warte aus Horn-und Feuerzeichen an die Posten auf der eigentlichen Stadtbefestigung weitergegeben.

 

Damit gewann die Stadt Zeit zur Organisation einer entsprechenden Gegenwehr.

Aber auch für den friedlichen Handelsverkehr war die „Magdeburger Warte“ der markante Geländepunkt, an dem die „Helmstedter Stadtflur“ betreten wurde.

 

In einer älteren Abhandlung über Kunstdenkmäler in Niedersachsen heisst es zur baulichen Beschreibung:

„Die Magdeburger Warte, von viereckigem Grundriß und 4,90m im Geviert, geht vielleicht  noch ins 13. Jahrhundert zurück, doch ist nur etwa ¼ von ihr alt.

Das Übrige 1855 neu aufgemauert wurde; dabei hat man auch die Ecken gleichmäßig abgerundet.“

 

Seit 1701 verläuft in unmittelbarer Nähe der „Warte“ die Grenze zwischen den Königreich Preußen (davor: Kurfürstentum Braunschweig) und dem Herzogtum Braunschweig.

 

 

Die Grenze ist von einem Magdeburger Katasterlandvermesser in einem am 29. März 1895 aufgestellten Feldbuch wie folgt beschrieben:

„Mit einer Wendung nach Nordosten zieht sich die Hoheitsgrenze der Forst entlang, überschreitet bei der Helmstedter Warte (gemeint ist die Magdeburger Warte) den Verbindungsweg zwischen Helmstedt und Marienborn und folgt dann in östlicher Richtung der südlichen Seite der Magdeburger-Helmstedter Chausee (spätere Reichsstraße 1).“

 

In diesen Jahren muß auch die Anbringung der jeweiligen Wappen der Landesfürsten an den Außenseiten im oberen Bereich des auf braunschweigischem Gebiet stehenden Turmes erfolgt sein, die so angebracht wurden, daß vom preußischen Gebiet aus das Braunschweiger und umgekehrt das Preußische Familienwappen sichtbar war.

 

 

Letzteres ist auch heute noch gut erhalten.

 

Seit 1945 steht die alte Warte auf dem Bundesgebiet in unmittelbarer Nähe der Grenze zur DDR.

Das DDR-Grenzsperrsystem ist hier gut erkennbar.

 

Die Stadt Helmstedt beabsichtigt jetzt, die „ Magdeburger Warte“ mit finanzieller Unterstützung des Landes Niedersachsen zu einem Grenzinformationspunkt auszubauen; bisher ist der Turm nur für die Grenzstreifen des Bundesgrenzschutzes und des Grenzzolldienstes über eine Leiter zu besteigen.

 

Man plant, eine Tür und eine Metalltreppe in den Turm einzubauen und eine Aussichtsplattform im oberen Turmbereich zu errichten.

 

 

 

 

 

Dieses Foto zeigt die Magdeburger Warte noch in dem Zustand, wie von Hubert Albertz in seinem Artikel beschrieben.

Die eingesetzten BGS Streifen in diesem Bereich hatten einen Schlüssel dabei, mit dem sie die an der Warte festgemachte Trittleiter nutzen konnten, um in den Turm einzusteigen und sich somit einen besseren Ausblick über die DDR-Grenzsperranlagen verschaffen zu können.

Nach Gebrauch wurde die Leiter wieder angeschlossen.

 

 

Die Magdeburger Warte aus gleicher Perspektive, jedoch bereits mit der erwähnten Treppe, an der sich hinter dem Torbogen eine Tür anschloss.


 

Bild links

zeigt die Magdeburger Warte aus einem Hubschrauber aufgenommen (Foto von K.-D. Nickel).

Links der Warte die B1.

Die Magdeburger Warte war ein beliebter Ausflugspunkt für Besucher und deshalb fast ständig von DDR Grenzaufklärern direkt an der Grenze mit Fotoausrüstung belagert, um dem Dokumentationswahnsinn noch mehr Futter geben zu können.


Interessante Fotos von DDR Grenzaufklärern an der Magdeburger Warte sind im Bildarchiv "Begegnungen mit Grenzaufklärern" zu finden.


Der Alte Bus

Viele Gerüchte ranken sich um den "Alten Bus" an der Bundesstraße 1 direkt an der Grenze zur DDR in unmittelbarer Nähe zur Grenzkontrollstelle Helmstedt-Marienborn.

Ein symbolträchtiger Ort für das Zustandekommen der deutschen Teilung.

Mehrfach abgebrannt sind die Reste nach der Wende als Erinnerung auf dem Dachboden des Zonengrenzmuseums gelandet.

 

Die Leiterin des Museums dazu in newsclick.de vom 28.06.2007:

"Hier liegt der Schrott trocken und sicher", sagt Marita Sterly, Leiterin des Zonengrenzmuseums. Auf dem Dachboden des Museums türmt sich ein Häuflein aus Eisenstreben neben alten Zeitungen, Tischen und anderen erinnerungswürdigen Relikten.

 

Wertloser Schrott sind für Sterly die rostigen Eisenteile nicht, im Gegenteil: "Das ist ein wichtiger Bestandteil der Helmstedter Geschichte." Ein paar Teile davon seien deshalb auch in der Ausstellung zu sehen.

 

Die Metallstreben stammen von dem Buswrack, das vor der Wende mitten auf der Bundesstraße 1 im Lappwald östlich von Helmstedt stand. Genau genommen war es ein Busanhänger aus den 1940er Jahren. Mehrfach abgebrannt, blieben im Lauf der Jahrzehnte von der Holz-Eisen-Konstruktion nur noch verwitterte Teile übrig.

 

Sterly schaute sich die Überreste des Busses 1991 an und sorgte dafür, dass zumindest einige für das Museum erhalten blieben. "Das Ordnungsamt rief mich dann zwei Jahre später an und fragte, ob ich die restlichen Teile auch haben will", erzählt sie. Und so fanden auch die letzten Überbleibsel des Busses ihren Weg auf den Dachboden des Museums. "Rekonstruieren können wir die Teile nicht, daran können sich spätere Generationen machen."

Der Bus soll ein Liebesnest für junge Pärchen gewesen sein, die sich dort trafen, und Schmuggler haben ihn angeblich als Zwischenlager genutzt. Später war er eine Orientierungshilfe für Flüchtlinge und als Denkmal beliebter Ausflugsort für die Helmstedter.

Die Geschichten, die sich ansonsten um den Bus ranken, könnten unterschiedlicher nicht sein: Ein Zeitzeuge hat Sterly erzählt, dass ein Busunternehmer am Ende des Krieges im Lappwald seine Busse in Sicherheit bringen wollte. Eine andere Geschichte lautet, der Bus sei ein Truppentransporter der Wehrmacht gewesen und dort liegen geblieben. Wieder andere erzählen, ein Soldat habe ihn mitsamt der Garnisonskasse gestohlen und dorthin gebracht.

Abgebrannt ist der Bus in jedem Fall – wie häufig er in Flammen stand ist indes unklar. "Manche sagen, er sei erst von den Russen, dann von den Amerikanern beschossen worden", gibt Sterly die Geschichten wieder.

Heute Morgen hätte wieder ein Besucher im Museum eine Geschichte von dem Bus erzählt. "Ich finde das klasse, dass die Menschen so viele Erinnerungen an diesen Bus haben", sagt Sterly, die alle Versionen dokumentieren und archivieren will. Sie habe zwar nicht ausreichend Zeit, sich um das alles zu kümmern, freue sich aber, wenn sich jemand des Themas annehmen könnte. Denn auch für jüngere Museumsbesucher sei diese Geschichte sicher erinnerungswürdig: "Wenn man weiß, dass Oma und Opa in diesem Bus geknutscht haben, ist er auch für die Jüngeren etwas Besonderes."